Arsch viel Geld

■ „Arsch huh“ veranstaltet Kongreß zu Multikulti-Miteinander

Köln (taz) – Letztes Jahr noch engagierten sie sich emotional auf Konzerten gegen Rassismus und Neonazis, nun soll es richtig analytisch zugehen: Am nächsten Wochenende laden die Kölner Musiker der „AG Arsch huh“ Politiker, Beamte, Wirtschaftsvertreter und Flüchtlingsgruppen zum Kongreß „173 Völker – 1 Stadt“. „Am Beispiel Köln“, heißt es, „sollen exemplarisch Wege für die Verwirklichung einer echten Integration aufgezeigt werden.“

Nach den Worten von Arsch- huh-Sprecher Karl Heinz Pütz soll die Zusammenkunft unter anderem die Widersprüche in Reden und Handeln der Stadtoberen offenlegen. In einer Stadt wie Köln, die ihr OB stets aufs neue für ausländerfreundlich erklärt und die gleichzeitig eine gnadenlose Abschiebepolitik verfolgt, scheint dies tatsächlich notwendig.

Ein gutes Jahr nach dem Arsch- huh-Konzert, das der allgemeinen Sprachlosigkeit nach dem Möllner Mordanschlag ein Ende setzte und den Auftakt zu weiteren Konzerten gegen Rechts gab, ist Arsch huh auch zum Apparat geworden. Rund eine Million Mark nahm der gemeinnützige Verein seither ein durch Verkauf von Produkten, die das Herz jedes Devotionalien-Freaks höher schlagen lassen dürften. So kann der Kölsch-Rock-begeisterte Ausländerfreund die Arsch- huh-AG mittlerweile durch den Kauf der Arsch-huh-CD, des Arsch-huh-T-Shirts sowie entsprechender Aufnäher und -kleber unterstützen. Auch eine Telefonkarte mit dem politisch korrekten Logo läßt sich erwerben. Für die Unterstützung von Gruppen und Initiativen, dem Zweck des Vereins, konnten bislang knapp 300.000 Mark bereitgestellt werden. Der laufende Geschäftsbetrieb der AG schlägt mit jährlich 150.000 Mark zu Buche. Nochmals 200.000 Mark kostet der nun geplante Kongreß. Eine eigens beauftragte PR-Agentur wirbt für das Mammut-Meeting der 350 Teilnehmer. Zwar sollte die Hälfte der Kosten ursprünglich durch Spenden und Sponsorengeld finanziert werden. Die lassen aber noch stark zu wünschen übrig, wie aus dem Kongreßbüro verlautet.

Mit ihrem antirassistischen Engagement stoßen Arsch-huh-Mitglieder nicht überall auf Begeisterung. Zuweilen heftige Fan- Proteste erntet insbesondere die Schunkelabteilung der rheinischen Mundart-Barden mit ihren Vertretern „Bläck Fööss“ und „De Höhner“.

Ungeteilten Beifall hingegen erhält die Initiative von den Preisverleihern dieser Republik: nach dem Kulturpreis des DGB, dem „Kölsch-Preis“ einer bergischen Brauerei und dem Liedpreis des Südwestfunks wurde Arsch huh vor wenigen Tagen auch mit der „Dr. Kurt Neven DuMont-Medaille“ der Westdeutschen Akademie für Kommunikation ausgezeichnet. Bernd Neubacher