Betr.: Wu Zuguang : "Pekinger Oper und Mai Lanfang"

■ Verlag Neue Welt

Die Abbildungen sind einem reizenden kleinen Buch mit dem Titel „Pekingoper und Mai Lanfang“ von Wu Zuguang von 1984 entnommen, in dem es fröhlich heißt: „Jetzt werde ich über Mei Lanfang schreiben, so wie ich ihn kannte.“ Und so geschieht es. Mei Lanfang war sozusagen der moderne Prototyp des „dan“-Frauendarstellers, das heißt, ein Nachfolger der Hofschranzen des 19. Jahrhunderts, Ausdruck der Tatsache, daß die Schauspielerei ein respektables, bürgerliches Handwerk geworden war. Mei Lanfang, angeblich ein Modell für den Douzi-Charakter in Chen Kaiges Film, enstammte keineswegs so Hugo-artigen Verhältnissen; vielmehr war er ein Glied einer ganzen Ahnenkette von „dan“- Darstellern. Unter ihm wurde, was bis dahin streng verrrrbotttten gewesen war, die Feinaufteilung des Faches „dan“ aufgelöst: Derselbe Schauspieler konnte jetzt – wie man an den Abbildungen sieht – sowohl eine betrunkene Schöne als auch eine verheiratete Frau gehobenen Standes oder eben eine Konkubine spielen. Er gehörte – anders, als das im Film nahegelegt wird – zu den intellektuellen Modernisierern des 4.Mai, und er war ein Kosmopolit, der in Moskau Brecht traf und in Amerika Mary Pickford. Was einem sofort einleuchtet: Besonders gut soll sich Mei Lanfang mit Charlie Chaplin verstanden haben. Fotos: Verlag Neue Welt