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Frauen werden beschissen

Mehr Kunst als Karikatur: Zeichnungen von F.K. Waechter in der Kommunalen Galerie Wilmersdorf  ■ Von Dieter Wulf

F.K. Waechter ist seit langem ein Markenprodukt deutschen Humors. Wie wenige andere in diesem Land hat er es geschafft, die Grenzen von Karikatur und Kunst zu verwischen. Sein Metier sind nicht nur die komischen Dinge. Meist sind es geradezu schreckliche Situationen, die er so unbarmherzig komisch darstellt, daß der Betrachter zwangsläufig laut darüber lachen muß. Erst im nächsten Moment fällt ihm auf, daß es wahrscheinlich angebrachter wäre, entrüstet zu sein. Aber da ist es schon zu spät – der Lacher ist draußen.

Hin und wieder gab's auch Proteste, wie bei der Zeichnung, wo ein Mann einer Frau auf den Kopf scheißt. Doch bei solchen Vorwürfen gewöhnte sich Waechter an, mit einer Gegenfrage zu antworten: „Aber ist es nicht so in Wirklichkeit?“ „Und anstatt zu sagen, nein, so ist es nicht, schwiegen die meisten“, erklärte er in einem Titanic-Interview. Schließlich „wissen doch die Frauen am besten, daß sie beschissen werden“.

1937 wurde Friedrich Karl Waechter in Danzig geboren und besuchte in den fünfziger Jahren die lauenburgische Gelehrtenschule in Ratzeburg. Sein Abgangszeugnis bescheinigte ihm mangelhafte Leistungen in Englisch und Latein, aber um so bessere im Zeichnen – ein Talent, daß er zu nutzen wußte. Seit der Gründung der Zeitung Pardon im Jahr 62 arbeitete er dort mit und wurde schließlich Mitbegründer der Satireschrift Titanic 1979. In dreißig Jahren entstand eine lückenlose Satire-Biographie, ohne daß er jemals ein Markenzeichen entwickelte. „Man muß als Komikproduzent entscheiden, ob man den Spaß der Leute oder seinen eigenen Spaß wichtiger nimmt“, hat er einmal gesagt. „Ich gehöre zu denen, die letzteres wichtiger nehmen. Diejenigen, die über Jahre denselben Stil und dasselbe Männchen zeichnen und wiedererkennbare Komik erzeugen, sehe ich als treue Diener ihrer Fan-Gemeinde.“

Für ihn war immer der eigene Spaß entscheidend, und deshalb legte er vor rund anderthalb Jahren den Zeichenstift aus der Hand. Jeder habe nur ungefähr 2.000 Witze, und außerdem gebe es nur fünf Witzmuster, die man immer wieder variieren müsse. Und auch die Titanic reizt ihn nicht mehr. „Ich mag das Satire-Etikett grundsätzlich nicht und lache lieber ohne Lachhinweis“, sagte er und denkt darüber nach, ob Satiriker heute nicht vielmehr die Aufgabe haben, verschärft Schüler- und Studentenzeitschriften zu beliefern. Schließlich locken die Unverschämtheiten in der Titanic „keine Sau mehr hinterm Ofen hervor, aber ein Nachdruck in irgendeiner Schüler- und Studentenzeitschrift kann auch heute noch leicht zu Hausdurchsuchungen und Anklagen führen“.

„Aber ich höre nicht auf, komisch zu sein“, erklärt er. Vielmehr stieg er vom Zeichenstift erfolgreich auf das Medium Theater um. Jeder, der ein Programm wie „Kiebich und Dutz“ gesehen hat, kann das bestätigen. Zurück bleiben drei Jahrzehnte wahnsinng komischer Bösartigkeiten wie auch banaler Witzeleien. Eine Mischung aus Altbekanntem, Überraschendem und Heißumstrittenem zeigt die Kommunale Galerie in Wilmersdorf derzeit – eine Retrospektive, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Und für diejenigen, die auch zu Hause nicht ohne Waechter auszukommen glauben, hat der Diogenes Verlag fünf seiner erfolgreichsten (aber vergriffenen) Bücher zur Ausstellung neu aufgelegt.

Noch bis 21.1. (zwischen 22.12. und 9.1. geschlossen), Mo.–Fr. 10–18 Uhr, So. 11–17 Uhr, Kommunale Galerie Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 176.

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