Junge Ogalallas

■ Seit fünf Jahren kämpfen Bergedorfs Billetal-Indianer gegen gespaltene Zungen

Sie sind jung, frech, ideenreich und haben Durchsetzungskraft, konnten in Bergedorf sogar schon einmal die Regierungsfrage stellen: die Stadtindianer „Opalachen“ aus dem Billetal. Seit fünf Jahren gehen sie immer wieder auf Kriegspfad, wenn es Mißstände in Hamburgs Osten anzuprangern gilt.

Es war der September 1988, als der weibliche Häuptling „Crazy Brain“ befand, daß nur mit Palaver die Wohnungsnot für viele Jugendliche im Billetal nicht zu beseitigen ist. Der weiße Häuptling Christiane Steinert im Bergedorfer Rathaus war nicht bereit, den jungen Leuten mehr Raum zur Verfügung zu stellen. Und so wurde das Kriegsbeil ausgegraben, die Opalachen besetzten das Haus am Ohlstücken in Lohbrügge. Die Weiße Regierung schickte damals Truppen aus Hamburg, um die mutigen Opalachenkrieger zur vertreiben.

Doch die Billetalindianer ließen nicht locker: Schon einen Monat später besetzten sie ein Gelände am Brookdeich, bauten dort ihre Wigwams auf, um die geplante Bebauung zu verhindern. Sozusagen nebenbei stoppten die Oplalachen-Krieger einen Castor-Transport aus dem Atomkraftwerk Krümmel, der rein zufällig das Reservat „Ökotopia“ am Brookdeich passieren sollte.

Im kalten Winter 1989 rüsteten sich die Opalachen zur entscheidenen Schlacht +– nicht am Wounded Knee, sondern am Mohnhof. Hier besetzten die Opalachen abermals ein Haus. Es kamen zwar wieder die grünen Soldaten aus Hamburg, um die Billetal-Indianer herauszutragen. Doch diesmal hatte sich der weiße Häuptling Steinert im Bergedorfer Rathaus verrechnet: Die Opalachen stellten die Regierungsfrage. Die GAL wurde von Craizy Brain dazu verdonnert, nur dann Bezirksamtschefin Christine Steinert die Stimmen zur Wiederwahl zu geben, wenn den Oplachen der Mohnhof als neues Reservat übergeben werde. Die sozialdemokratischen Orange-Häute gaben klein bei, das Haus wurde den Opalachen übereignet.

Mittlerweile ist Craizy Brain nicht nur älter, sondern auch besonnener geworden. Nach der Schlacht gegen den Abriß des Bergedorfer Traditionslokals Cafe Möller hat die zweite Opalachengeneration – die Jung-Ogalallas – die Federführung im Kampf gegen Mißstände übernommen. Gerade in den vergangenen Monaten machten die Opalachen-Ogalallas durch Hausbesetzungen darauf aufmerksam, daß die Wohnungsnot bei Jugendlichen in Bergedorf noch längst nicht beseitigt ist und ein neues Wounded Knee bevorsteht. Kai von Appen

Ausstellung: „Fünf Jahre Opalachen.“ Jugendzentrum Wentorfer Straße.