Jabo, Jeldo oder lieber Jaika ?

■ „Heeren Heere Heeren“ oder: Auf den Spuren ostfriesischer Vornamen

Aurich „Dirtje, Watje, Woltje, Weye – Uptet, Eisse, Heyssen, Heye! Lange Zeit waren sie selbst bei den Ostfriesen verpönt“, schreibt Johann Haddinga, doch spätestens seit den sechziger Jahren seien die alten ostfriesischen Vornamen wieder in Mode gekommen. Der Journalist und Buchautor hat dem Thema („Über die Ostfriesen“) ein Kapitel gewidmet und dabei die Forschungsergebnisse der Hobby- Onomastikerin (Namenkunde) Irma Ravling aus Marienhafe (Kreis Aurich) als Quelle zitiert.

Die studierte Germanistin und ehemalige Lehrerin forschte in alten Schulakten, Taufregistern und Zeitungsarchiven. 1963 veröffentlichte die gebürtige Schleswig- Holsteinerin erstmals ihre Sammlung mit 6 200, für hochdeutsche Ohren eigentümlich klingenden ostfriesischen Namengebungen. Jetzt ist ihr neuestes Werk mit 11 000 Vornamen und Namensformen auf dem Markt. (Irma Raveling: „Die ostfriesischen Vornamen“ – Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich). „Hilfert, Uilerk, Alerk, Cirk“, waren noch zu Anfang dieses Jahrhunderts hinter den Deichen gebräuchliche Männer-, „Tone, Jilde, Siemtje, Feihe“, oft gerufene Frauennamen.

Die Spuren des ostfriesischen Namengutes reichen bis in den germanischen Sprachraum. Aus der altfriesischen Sprache (5. bis 12. Jh.) wurden vor allem die Namen in die neufriesische, niederdeutsche Sprachkultur, danach in das niedersächsische und ostfriesische Plattdeutsch übernommen. Sie blieben, von lateinischen, angelsächsischen, niederländischen und modischen Spracheinflüssen verändert, in ihrer Urform erhalten. Ostfriesische Neigungen, beim Sprechen ganze Buchstaben zu verschlucken, Lallaute einzuflechten, Vokale und Konsonanten einzuschieben und Kose-Endungen zu gebrauchen, schufen weitere Varianten. Aus Eilert wurde Eilt, aus Alrike Alderike. Idde, Pibe, Poppo und Himel entstanden so.

Familiennamen dürfen in Deutschland nicht als Vornamen benutzt werden. In Ostfriesland ist das anders, belehrt Uwe Tettler. Der Standesbeamte aus der ostfriesischen Stadt Norden hält sich an das ungeschriebene, durch Bundesgerichtshof- Entscheid bestätigte Landesrecht, und erkennt seit altersher gebräuchliche Familien- und Zwischennamen auch als Vornamen an. „Also Heeren Heere Heeren“? „Kein Problem“, sagt er.

Heinrich Heeren/dpa