Drogenboß Escobar beerdigt wie ein Held

■ Tumultuarische Szenen auf Friedhof / Familie will ausreisen / Prämie für Opfer

Bogotá/Berlin (dpa/AFP/taz) – Die kolumbianische Nationalhymne und das Volkslied „Ich bleibe der König“, intoniert von einer Combo, die der Tote zu Lebzeiten großzügig bedacht hatte, übertönten den Tumult in den „Gärten des heiligen Bergs“ in Medellin, wo Pablo Escobar am Samstag beerdigt wurde. Rund 20.000 Menschen versuchten, die Leiche des zwei Tage zuvor von Polizisten erschossenen 44jährigen Drogenbosses noch ein letztes Mal zu berühren. Escobars Witwe und seine beiden Kinder verfolgten das Geschehen vom Friedhofsrand aus. Anschließend fuhren sie zurück in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá, von wo aus sie in ein sichereres Land ausreisen wollen.

Auf Anordnung der Regierung war der Drogenboß eilig beigesetzt worden. Die Kränze und massiven Sympathiebekundungen von EinwohnerInnen Medellins konnte sie damit jedoch nicht verhindern. Der Tote hatte Millionen in den Haus- und Straßenbau seiner Heimatstadt investiert. In dem Slum Envigado finanzierte er ein Gesundheitszentrum und die einzige Arbeitslosenunterstützung des Landes. In Medellin, wo Tausende Opfer des Drogenkriegs wurden, ist Escobar ein Held.

„Escobar war ein Krimineller, der seine verdiente Strafe bekommen hat“, betonte Staatspräsident César Gaviria am selben Tag in Medellin bei der Verleihung des höchsten kolumbianischen Polizeiordens an die Mitglieder der Eliteeinheit, die Escobar erschossen hatten. Die Prämie von 12 Millionen Mark für den Kopf Escobars will die Regierung an die Familien der Opfer des Medellin-Kartells auszahlen. Viel wird dabei für die einzelnen nicht herauskommen, denn nach kolumbianischen Angaben gehen seit 1989 mindestens 500 tote Polizisten auf das Konto des Medellin-Kartells.

Die 33jährige Maria Victoria Henao de Escobar und die beiden Kinder des Drogenbosses werden Kolumbien nach Angaben von Generalstaatsanwalt Gustavo de Greiff verlassen. Vor einer Woche hatten die drei versucht, in Deutschland Asyl zu beantragen, und waren in Frankfurt/Main abgewiesen worden. Jetzt soll El Salvador bereit sein, sie aufzunehmen. Allerdings, so ein salvadorianischer Regierungssprecher, müsse Kolumbiens Regierung das entsprechende Gesuch stellen.

Ein Mitarbeiter der US-Drogenfahndungsagentur DEA sieht „zwei wichtige Erfolge“ in dem Ende von Escobar. Erstens sei ein „symbolischer Sieg“ gegen einen scheinbar unerreichbaren internationalen Narco-Terroristen erreicht, und zweitens habe Präsident Gaviria zugesagt, als nächstes das inzwischen stärkste „Cali-Cartell“ in Angriff zu nehmen. dora