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Schußwechsel bei Neonazi-Treffen

■ Neugründung der Deutschen Nationalisten verhindert

Dortmund (taz) – Die Dortmunder Polizei ist gestern wegen ihres Einsatzes anläßlich eines Aufmarsches von Neonazis am vergangenen Freitag im Dortmunder Süden scharf kritisiert worden. Ein Sprecher der „Dortmunder Geschichtswerkstatt“ warf der Polizei einen „hart überzogenen Einsatz“ gegen antifaschistische DemonstrantInnen und völlig unbeteiligte Bürger vor.

In Dortmund sollte am Freitag der nordrhein-westfälische Landesverband der „Deutschen Nationalisten“ (DN) gegründet werden. An der verhinderten Gründungsversammlung nahm auch der stellvertretende Bundesvorsitzende der FAP, Siggi Borchert, teil. Gegen die FAP läuft ein Verbotsverfahren. Kenner der neonazistischen Szene vermuten, daß die neue Organisation den FAPlern als Unterschlupf dienen könnte.

Der Gründungstermin war in Dortmund seit Mitte vergangener Woche bekannt. Die Polizei observierte den Treffpunkt der Neonazis ebenso wie verschiedene Sammelpunkte der Gegendemonstranten. Im Verlauf der Polizeiaktion wurden zahlreiche AntifaschistInnen weitab vom Treffpunkt der Neonazis vorübergehend festgenommen und bis in die Nacht hinein festgehalten. Die Polizei suchte die Festnahmen gestern als vorbeugende Maßnahme zur „Verhinderung gewalttätiger Auseinandersetzungen“ zwischen Rechten und Linken zu rechtfertigen.

Gegen 20 Uhr kam es am Treffpunkt der Neonazis zu einem Schußwechsel. 18 Personen wurden verhaftet. Nachdem die Polizei zunächst verbreitet hatte, daß „ein Mann aus der linken Szene“ mit einer Schreckschußpistole geschossen habe, räumte ein Sprecher gestern ein, daß es auch Schüsse von einem Neonazi gegeben habe. Wer wann geschossen habe, sei noch unklar. Von der Bewaffnung der Neonazis wußte die Polizei etwa eine Stunde vor dem Schußwechsel. Das jedenfalls behauptet ein Bundesbahnmitarbeiter, der einen Funkspruch von polizeilichen Observanten mithörte. J. S.

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