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Öko-Bauplan für Weidedamm III

■ Stadtentwicklungssenator will „ökologisches Vorzeigeprojekt“ verwirklichen

Als „ökologisches Vorzeigeprojekt“ hat Stadtentwicklungssenator Ralf Fücks (Grüne) gestern den Bebauungsplan für den Weidedamm III präsentiert. Ab Anfang Januar werden die von der Deputation einstimmig gebilligten Pläne öffentlich ausliegen, bis Ende Januar können Einwendungen dagegen erhoben werden. Obwohl von dieser Möglichkeit sicherlich reichlich Gebrauch gemacht werden wird, rechnet Fücks für Juni mit dem endgültigen Baubeschluß der Bürgerschaft und mit dem Beginn der Erschließungsarbeiten für das neue Bremer Wohngebiet im Herbst nächsten Jahres.

Die Frage, ob der Weidedamm III überhaupt als Wohngebiet benötigt wird, ist für Fücks längst entschieden. „Politisch ist es inzwischen undenkbar, daß da nicht gebaut wird“, sagte er gestern. Um den Eingriff in das anerkanntermaßen ökologisch besonders wertvolle Gebiet dabei aber so klein wie möglich zu halten, hat sich seine Behörde bemüht, die neuesten Techniken ökologischen Planens und Bauens zu verwirklichen.

Erstmals in Bremen soll deshalb am Weidedamm zum Beispiel völlig auf eine Regenkanalisation verzichtet werden. „Der gesamte Niederschlag wird an Ort und Stelle in einem System von offenen Gräben gesammelt“, erläuterte Fücks, „damit werden wesentliche Veränderungen des Grundwasserspiegels und eine Belastung der Gewässer des Blocklands durch die sonst unvermeidlichen Notauslässe vermieden.“

Baumgruppen und Hecken, die heute in dem Kleingartengebiet vorhanden sind, sollen soweit möglich erhalten bleiben und durch Neupflanzungen ergänzt werden. Vögel, Amphibien und Insekten sollen in Hecken, Obstbäumen und an einem sumpfigen Fleet mitten im Wohngebiet ein neues Zuhause finden. Sogar an die Fledermäuse sei gedacht worden. Fücks: „Deren Hauptflugschneisen wurden bei der Anordnung der Bebauung berücksichtigt.“

Die knapp 1.300 Neubau-Wohnungen am Weidedamm sollen zudem langfristig mit Fernwärme versorgt werden. Vorübergehend wird diese ökologisch sinnvollste Heizenergie noch durch ein gemeinsames Blockheizwerk für das ganze Wohngebiet ersetzt. Die Begrünung aller Dächer und Fassaden soll ebenso zu einer Klimaverbesserung beitragen wie die an den vorherrschenden Windrichtungen orientierten Schneisen durch das Wohngebiet.

Autoverkehr soll weitgehend aus dem Weidedamm III herausgehalten werden. Auch rund die Hälfte aller Parkplätze ist jenseits der Wohngebäude unter Bäumen geplant. Dies ist allerdings womöglich noch nicht das letzte Wort, denn vor allem bei Frauen dürfte ein solcher dunkler und verwinkelter Parkplatz auf Ablehnung stoßen.

Die Wohnungsbaugesellschaften für den Weidedamm III hätten seiner Planung bereits zugestimmt, teilte Fücks gestern mit. Und auch die langjährigen BewohnerInnen des Parzellengebiets, auf dem das Neubauviertel entstehen soll, seien inzwischen alle in neue Wohnungen vermittelt. Lediglich die jüngere Gruppe der alternativ bewegten Weidedamm-SiedlerInnen will alle Möglichkeiten des Widerstands gegen die Bebauung warhnehmen. Klaus Möhle, einer von ihnen, fand denn gestern auch den von Ralf Fücks präsentierten Bebauungsplan „astrein“, allerdings „überall, nur nicht am Weidedamm“. Der sei schließlich Bremens wertvollstes Biotop und dessen Zerstörung auch mit dem ökologischsten Bebauungsplan nicht wieder gutzumachen. Ase

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