Nicht leichtfertig Geld ausgegeben -betr.: "bbi-transfer: Konkurs abgewickelt", taz vom 10.12.93

Betr: „bbi-transfer: Konkurs abgewickelt“, taz vom 10.12.

Folgendes vorweg: Jeder Konkurs ist bitter, das gilt auch für die Pleite von transfer: bitter für die Mitarbeiter/innen, für die Gläubiger, für die Kooperationspartner und - nicht zuletzt - auch für Gesellschafter und Geschäftsführer. Auch an dem fatalen Befund, daß - ein Teil - der für zwei transfer-Projekte im Auftrag Bremens und Hamburgs in Riga und St. Petersburg zur Verfügung gestellten EG- Mittel Opfer der Insolvenz geworden sind, gibt es nichts zu beschönigen. Die folgende Sachdarstellung soll jedoch klarstellen, daß hier nicht leichtfertig mit öffentichen Mitteln hantiert wurde.

Zur Sache selbst: C. Bruns ist nicht 1989, sondern erst im März 1992 aus dem öffentlichen Dienst in die Geschäftsführung von transfer GmbH gewechselt, und zwar ohne ein „Polster von Staatsaufträgen“. Der Hauptteil der folgenden Sanierungs- und Konsolidierungsarbeit bestand darin, das Firmenprofil aus der einseitigen Abhängigkeit von Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit in Ostdeutschland herauszuführen, und stattdessen verstärkt Beratungsprojekte für Partner in Mittel- und Osteuropa im Auftrag der EG, von Bundes- und Landesbehörden und Betrieben zu entwickeln. Diese erfolgreich begonnene Konsolidierungsphase scheiterte letzlich daran, daß die Bundesanstalt für Arbeit ab Frühjahr 1993 einen faktischen Vergabestop für Qualifizierungsmaßnahmen verhängte und es daher nicht gelang, die gegen Mitte 1993 auslaufenden Maßnahmen der transfer-Tochterfirmen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin durch Anschlußmaßnahmen zu ersetzen. (Dies führte und führt heute noch zum „Aus“ für zahlreiche Bildungsträger in Ost- und Westdeutschland.) Die daraus resultierende Finanzierungslücke wurde trotz drastischer Sparmaßnahmen beim Personal u.a. dadurch verschärft, daß bestehende Mietverträge aus der Zeit von vor 1992 z.T. befristet bis 1995/96 abgeschlossen worden und damit kurzfristig nicht kündbar waren, und alle Bemühungen zum Verkauf der Tochterfirmen scheiterten. Schließlich waren es diese Verluste aus Bildungsmaßnahmen, die zur Insolvenz der wirtschaftlich gesunden „Mutterfirma“ transfer in Bremen führten. Das macht die Sache nicht besser, erklärt aber die Ursachen.

Zur Sicherungsübereignung eines Teils des Anlagevermögens gegenüber dem BBI der Angestelltenkammer: Diese Vereinbarung erfolgte zur Besicherung eines transfer vom BBI gewährten Darlehens. Ein entsprechend geschlossener Vertrag war der letzte Schritt auf dem Weg zu „geordneten“ und transparenten Beziehungen zwischen transfer GmbH und dem BBI. Die BBI-Geschäftsführung wurde im übrigen durch transfer bei Vertragsabschluß schriftlich auf die Möglichkeit der Anfechtung hingewiesen.

Christian Bruns