Ach des Glühbirnenräubers!

■ Der Illuminator der Obernstraße gibt Auskunft über das Los der Weihnachtsglühbirnen und die Arbeit des Erleuchtens

Solange Horst Wehmann seine Kunden davon überzeugen kann, daß eine bunte Weihnachtsdekoration eher unweihnachtlich kitschig blinkt, werden allüberall auf den Spitzen nur die goldenen Lichtlein blitzen. Und natürlich ist für Horst Wehmann, den Chef eines Waller „Elektro-Spezialbetriebes“, der Kunde „Werbegemeinschaft“ König. Der gibt schließlich die innenstädtische Weihnachtsbeleuchtung in Auftrag – ein saisonales Geschäft, immerhin.

In der übrigen Zeit des Jahres widmet sich Elektro-Wehmann zwar auch beleuchterischen Angelegenheiten, aber das tut er vor allem unter technischen Gesichtspunkten: Wenn das imitierte Tannengrün erstmal herunter ist, feiern seine Glühkettenschnüre nämlich andere Hochzeiten, zum Beispiel auf Jahrmärkten – fünf Jahre lang, solange es das Material nur hergibt.

Spezialisiert hat man sich im Wehmann'schen Betrieb außerdem auf alles, „wozu andere Elektriker in den guten Zeiten keine Lust hatten“. Das sind provisorische Großanlagen – Baustellenanschlüsse vor allem, die wieder abgebaut werden müssen. Dieses Geschäft läuft rund um die Uhr. „Denn wenn die Pumpe ausfällt, müssen wir hin. Sonst säuft der Bagger womöglich ab,“ erklärt der Praktiker so unumwunden, daß man sofort nachhakt – um seine Verbindung zur gestalterischen Welt der Weihnachtsbeleuchtung zu finden. „Aber sehen sie, das hat doch alles mit Montage und Demontage zu tun.“

Erst die Frage nach dem künstlerischen Herzen des Beleuchtungsmeisters bringt ihn ein wenig in Verlegenheit. „Das kann man sehen, wie man will.“ Zwar sind unter seiner Mitwirkung schon Dekorationen entstanden, die hängenden Beleuchtungsstäbe in der Obernstraße zum Beispiel. Aber zum Künstler will er sich nicht bekennen.

Fachmännische Beurteilung erlaubt er sich schon: Ja, da gäbe es manche Lichterkette, die ein wenig armselig in der Stadt herumhängt. „Aber man will die Kollegen ja nicht schlecht machen.“ Und schon schweift er wieder zu den materiellen Details, die den Lichterschmuck erst so richtig zur Zierde machen. Zum Grün zum Beispiel.

Das ist aus Kostengründen schon lange aus Plastik. Trotzdem muß man auch den künstlichen Ersatzstoff pfleglich behandeln: Damit er nicht „fiddelig“ wird, trocknet der Meister ihn sorgfältig, bevor er ihn in seinen Hallen einlagert – auf ganzen 600 Quadratmetern, zusammen mit den gestalteten Motiven. Mit den Kometen aus der Sögestraße zum Beispiel, hergestellt von der Illuminationsfirma „Jelitto-Star“, und den umzähligen Weihnachtssternen. Und ohne Glühbirnen, die ihre „Leuchtzeit“ schon in einer einzigen Saison hinter sich gebracht haben.

Bei aller Beleuchtungstechnik gibt es ein großes Problem: Das Wetter. Bei diesem Thema siegt der Handwerker über den Gestalter im Mann: „Sturm ist mir ein Greuel.“ Weil dann wird die gesamte Installation auf die Windstärkenprobe gestellt wird, ebenso wie die Geduld des Meisters. Wenn die Schleifenattrappen von den Adventskränzen am Wall fallen. Oder die großen Bögen über der Sögestraße dem Sturm nachgeben. Oder das Wasser in die Fassungen gedrückt wird.

Nur die vielen Glühbirnenräuber machen dem Bremischen Beleuchter größeren Kummer. Wenn sie nicht wären, könnte man die Weihnachtsbäume bis zum Boden hinab beleuchten und müßte nicht schon weit über Griffhöhe abbrechen: „Dann wären die Bäume richtig schön .
ede