„Weltspiele“ dicht

■ Betreiber will neue Räume suchen

Weil die Kaufhauskette Woolworth ihre Filiale in der Georgsstraße von Grund auf erneuern will, muß das benachbarte Musik- und Kulturzentrum zum Jahresende schließen. Das Gebäude wird abgerissen. Damit verliert Hannover einen Veranstaltungsort, den viele Beobachter als den schönsten der Stadt bezeichnen. Die Weltspiele waren erst vor 15 Monaten wiedereröffnet worden. Ihre Betreiber wollen das Kulturprogramm an anderer Stätte fortführen.

Die Kündigung zum 31.Dezember kam nicht überraschend. Der Vertrag war von vornherein befristet. Dennoch zeigt sich Konni Konstanski, künstlerischer Leiter der Weltspiele, enttäuscht. „Es ist für uns sehr bitter, daß wir schon nach kurzer Zeit wieder aufhören müssen. Insgeheim hatten wir auf eine Verlängerung gesetzt“. Mit seinem attraktiven Programm hätten die Weltspiele bewiesen, daß sich Hannovers Innenstadt auch abends und nachts beleben lasse.

Erst kürzlich konnte ein Konzessionsentzug durch das Ordnungsamt abgewendet werden. Der Behörde war der Drogenkonsum auf den „Techno-Parties“ ein Dorn im Auge. Dabei seien die Weltspiele alles andere als ein Zentrum des Drogenmißbrauchs, betont Konstanski: „Diese Feiern machen lediglich 15 Prozent unserer Veranstaltungen aus, mit seiner Drohung hat das Ordnungsamt aber unser gesamtes breitgefächertes Kulturangebot diskreditiert.“ Hausverbote gegen Drogenhändler würden strikt ausgesprochen, die Mitarbeiter der „Weltspiele“ seien angewiesen, strikte Einlaßkontrollen durchzuführen.

Mit seinem Programm ist Konstanski zufrieden. „Wir haben herausragende Konzertveranstaltungen, beispielsweise George Clinton oder Body Count, aber auch Lesungen und Kinonachmittage für Kinder angeboten“, sagt der künstlerische Leiter. Finanziell haben sich die Weltspiele aus seiner Sicht bislang jedoch nicht gelont. Neben hohen Fixkosten für Miete, Personal und Ausstattung verlangen die Künstler zum Teil hohe Garantiesummen.

Die Betreiber wollen trotzdem weitermachen. Es habe sich gezeigt, daß ein Publikum auch für ambitionierte Außenseiterthemen zu gewinnen ist. Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten läuft weiter und dies nicht nur in der Innenstadt. Das zunächst ins Auge gefaßte „Theater am Aegi“ kommt allerdings nicht mehr in Frage: Die Stadt hat das Haus inzwischen an die Flebbe – Gruppe vergeben. Der Abschied von dem traditionsreichen Haus, das 1920 als Kino entstand, wird gebührend gefeiert. Die „Final-Experience-Party“ beginnt Sylvester und erstreckt sich über mehrere Tage ins neue Jahr hinein.

Jürgen Meyer