■ Kommentar: Ein Skandal-Skandal
Eigentlich ist es doch nun wirklich schon skandalös genug, daß Flüchtlinge aus dem Iran überhaupt abgeschoben werden sollen. Steht das Land der Mullahs doch in allen Berichten von amnesty international bei der Verfolgung Andersdenkender, bei Folter und Gewalt gegen Frauen ganz oben auf der Liste. Und wird doch noch immer die Fatwah, die Todesdrohung des längst verstorbenen Ayatollah Khomeini gegen den begnadeten Romanautor Salmon Rushdie, von der iranischen Führung aufrechterhalten.
Doch was gilt das alles schon in Bremerhaven. In Fisch-Town wird jeder Skandal schon immer – und nicht nur bei der Ausländerpolizei – am liebsten dazu benutzt, über den Skandal hinaus noch einen zu erfinden, hinter dem der ursprüngliche fast völlig verblaßt.
Unübertrefflich haben die Behörden dieses Bremerhavener Talent jetzt wieder im Umgang mit der iranischen Asylbewerberin Mojgan M. demonstriert. Da glückt jemandem die Flucht aus dem Land des Verschleierungszwanges und aller damit zusammenhängenden Entrechtung von Frauen. Und dann will die Bremerhavener Polizei sie dazu zwingen, ihre eigene Abschiebung zu befördern, indem sie sich auf Wunsch der iranischen Behörden mit Schleier fotografieren läßt. Wie soll man so einen Skandal-Skandal noch nennen?
Allerdings befindet sich Bremerhaven diesmal in prominenter Gesellschaft. Hat nicht gerade erst Außenminister Kinkel den verfolgten Rushdie empfangen während sich gleichzeitig sein Staatssekretär mit dem iranischen Geheimdienstchef beriet?
Dirk Asendorpf
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