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IOC beschert Berlin grüne Höfe

■ Nach erfolgreichem Kampf für das Hofbegrünungsprogramm können in den beiden nächsten Jahren rund hundert Innenhöfe mit Senatsunterstützung bepflanzt werden

Finanzielle Unterstützung für Mieter, die Bäume, Sträucher und Blumen in die tristen Hinterhöfe pflanzen wollen, wird es weiter geben. Rund drei Millionen Mark sieht der Landeshaushalt im nächsten Jahr für Hofbegrünungen vor. Damit kippten die Abgeordneten das Mitte August von der Landesregierung beschlossene Ende des Förderprogramms. Der Rotstift hätte Berlins Fassaden grau gestrichen, die zuständigen Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz waren „traurig und erbost“.

Entsetzt waren auch die Abgeordneten im Umweltausschuß, so die Darstellung von Thomas Pawelec, bei der Senatsverwaltung für die Hofbegrünung zuständig. Der Ausschuß habe sich sehr für die Weiterführung ausgesprochen, viel Aufklärungsarbeit wurde geleistet. Innerhalb des Hauses kursierten Informationen über die Erfolge des Programms. In den zehn Jahren seien 1.400 Projekte unterstützt worden, die so begrünte Fläche habe der des Charlottenburger Schloßparks entsprochen.

Mitte Oktober sprach sich dann auch der Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses, der Finanzfragen zu beraten hat, für die Fortführung aus. Zu hoch bewerteten die Politiker die ökologischen und sozialen Vorteile, als daß sie einer verhältnismäßig bescheidenen Einsparung zum Opfer fallen dürften.

Allerdings legten sie einige Änderungen fest; vor allem soll der sogenannte Mitnahmeeffekt künftig vermieden werden. Von diesem sei zum Beispiel gesprochen worden, wenn Besitzer ohnehin etwas anpflanzen wollten, dann aber Unterstützung beantragten, um schlicht zu sparen, erklärt Pawelec. Die Eigentümer hätten Firmen beauftragt, die Arbeiten auszuführen. Anschließend hätte der Senat einen Teil der Kosten übernommen. Das ist nun nicht mehr möglich.

Künftig werden ausschließlich Mieteranträge berücksichtigt, so die Folge, die der Hauptausschuß in Zusammenarbeit mit den Verwaltungsfachleuten dem Parlament empfahl. Dieses schloß sich dem Rat an und billigte für das Haushaltsjahr 1994 drei Millionen Mark zu. Einige Mittel wurden nach Pawelecs Auskunft „bei uns im Hause frei“, nachdem sich das Internationale Olympische Komitee für Sidney als Austragungsort der Spiele im Jahr 2000 entschieden hatte. Das ökologischere Konzept der Australier, das das IOC mit dem Zuschlag belohnte, zeigt in Berlin also bereits Wirkung.

Mindestens sechs Mietparteien müssen den Hof „umwohnen“, dann können sie auf Unterstützung für ihre Pläne hoffen. Voraussetzung ist natürlich die Zustimmung der Hausbesitzer. Zudem müssen die Mieter zur Eigenarbeit im noch grauen Hof bereit sein. Damit können zum einen die Kosten gering gehalten werden. Zum anderen habe diese Notwendigkeit den Vorteil, „daß wir den Hinterhof unseren Wünschen und Bedürfnissen entsprechend gestalten können“, so die Arbeitsgemeinschaft der in der ganzen Bundesrepublik arbeitenden Wohnberatungen in ihrer Broschüre „Grün am Haus“. Und auch das verwaltungsinterne Werbepapier lobt, daß sich viele Mieter erst durch die Arbeit im und am Hof zu einer Gemeinschaft zusammengefunden hätten. „Es gibt eine regelrechte Identifikation der Bewohner über ihren Hof“, bestätigt Pawelec.

Häuslebauer: Pflanzen sind Fassadenschutz

Neben den sozialen Folgen und der nie bestrittenen, deutlichen Verbesserung der Lebensqualität sprach der klimatische Aspekt eine entscheidende Rolle für die Politiker. Schließlich soll mit der Hofbegrünung die „stadtökologische Lage“ verbessert werden, so das Info-Heft „Ist Ihr Hof schon grün?“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Dieses kann weiterverteilt werden, denn die drei Millionen reichen nicht nur, bereits genehmigte Vorhaben zu bezahlen, sondern auch für neue Projekte. „Bei durchschnittlich etwa 20.000 Mark können wir in zwei Jahren bis zu hundert Höfe gestalten“, so Thomas Pawelec, an Hauswänden kann mit Landesunterstützung neuer Wein ranken.

Innerhalb des Hauses zeigen die bewachsenen Fassaden deutliche Wirkung: Im Winter wärmt die grüne Hülle, im Sommer hält sie die pralle Sonne ab. Das schont nicht nur die Nerven der Bewohner, sondern auch die Bausubstanz. „Vor zweihundert Jahren begrünte Fassaden sind auch heute noch intakt“, erklärt das baden- württembergische Umweltministerium, das es im Land der Häuslebauer schließlich wissen muß.

Gestrichen ist allerdings die Dachbegrünung: Sie war Politikern entschieden zu teuer. Bis zu 120 Mark Unterstützung konnten bezahlt werden, trotzdem blieben die Bäumchen auf den Dächern stets ein Zuschußgeschäft.

Doch mit dieser Einschränkung können die Verwaltungsmitarbeiter leben. Pawelec tatendurstig gegenüber der taz: „Mieter, stellt Anträge!“ Christian Arns

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