Sonnenwende ohne Nazis

■ Mainz bemüht sich erfolgreich, den Ruch einer Nazi-Hochburg loszuwerden

Mainz (taz) – In den vergangenen Jahren konnten Alt- und Neonazis auf dem Gelände der Gärtnerei Müller im Mainzer Stadtteil Gonsenheim – unbehelligt von Polizei und Verfassungsschutz – ihre anachronistischen Veranstaltungen zur Feier von Sonnen- und Wintersonnenwende durchziehen und im April dem „Führer“ hundertfach zum Geburtstag huldigen. In Mainz saß zudem das „Nationale Infotelefon“. Die Stadt avancierte so zur Hochburg der Rechtsradikalen.

Doch neue Besen kehren gut: Seit Hans-Jörg Berlepsch (Bündnis 90/Die Grünen) als Dezernent in der rot-grünen Stadtregierung auch das Ordnungsamt übernommen hat, weht den Braunen in Mainz der Wind ins Gesicht: Berlepsch verbot die von Müller für den vergangenen Sonnabend angemeldete „Wintersonnenwendfeier“.

Die Polizei riegelte schon am Freitag das Gärtnereigelände mit der zur „Walhalla“ umgebauten Scheune der braunen Aktivisten Curt und Ursula Müller („Braune Hilfe“) hermetisch ab. Im Rahmen einer Razzia überzeugte sich die Polizei dann davon, daß sich keiner der von Müller zur Feier geladenen Faschisten aus dem In- und Ausland auf dem Gelände aufhielt.

Am Sonnabend demonstrierten knapp 200 Antifaschisten friedlich vor der Gärtnerei ihren Unwillen gegen das „braune Nest“ der Familie Müller in Gonsenheim – mit Dezernent Berlepsch an der Spitze. Weil Berlepsch, der auf der Attentatsliste des „Einblick“ steht, für die Demonstration eine von den Jusos beantragte Aufhebung des Vermummungsverbots abgelehnt hatte, war er für einige Demonstrationsteilnehmer der „Buhmann“.

Doch der nahm's gelassen: „Vermummte Demonstranten könnten auch rechtsradikale Provokateure sein. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.“ Gegenüber der taz benannte er seine politische Zielsetzung: „Ich werde alles dafür tun, daß Mainz den Ruf, eine Heimstadt der Brauen zu sein, so schnell wie möglich wieder verliert.“

Hilfe erhofft sich Berlepsch dabei auch von der Polizei. Denn auch im Polizeipräsidium, so Berlepsch zufrieden, kehre ein neuer Besen – der Polizeipräsident. kpk