: Altstars und Eingefleischte
■ Ein hartmetallener Adventsabend in der Stadthalle: Sodom, Motörhead und Kreator
Daß so kurz vor Weihnachten bei den meisten Kids und RockerInnen das Geld etwas lockerer in der Tasche sitzt, machten sich die Konzertveranstalter in der Stadthalle zunutze und fuhren am Montag ein exquisites Metalband-Paket auf. Deren Hauptacts „Motörhead“, „Kreator“ und „Sodom“ hatten eine ungemeine Sogwirkung auf die Bremer Metalszene.
Beschäftigte sich das Publikum anfangs noch eher mit der gepflegten Konversation von Rockerclub zu Rockerclub oder mit dem Erreichen des notwendigen Bierpegels, so leerte sich die Vorhalle erst nach dem kurzen Programm der beiden Berliner Vorbands „Depressive Age und Skew Siskin“. Es folgte das erste Highlight, „Entombed“ aus Schweden, die mit ihrer eher hardcorelastigen Version von Metal eigentlich nicht so ins Programm zu passen schienen, aber dennoch für den ersten Stimmungsschwung sorgten. Einige kritische Fans bemängelten zwar, daß die ersten Bands „eh nur verheizt werden“, da sie um einiges leiser und schwächer abgemischt wurden als die Hauptacts, aber diesen Umstand versuchten wenigstens „Entombed“ wieder gut zu machen, indem sie ihre Demokassetten ans Publikum verteilten.
Das Hauptprogramm begann daraufhin richtig mit den Ruhrpöttlern „Sodom“, die es meisterhaft verstanden, die ihnen zum Teil zugetane ZuhörerInnenschaft auf's prolligste zu beschwören: „1, 2, 3, 4 – watt wollt ihr hör'n?“. Einige BesucherInnen wohl jedenfalls nicht „Sodom“, so daß es in der Vorhalle wieder etwas voller wurde und sich alte, sehr behaarte Männer und junge Spünde mit der ersten, von Mama genehmigten Langhaarfrisur verstohlen musterten.
Gemein war ihnen allen jedoch die Gewißheit, daß sie heute hier spielen werden – „Motörhead“, die Altstars des kompromißlosesten Prollrockmetals.Und so vergnügten sich die Jüngeren inzwischen beim wilden Thrash von Kreator und wurden zu „Nazis raus!“-Rufen animiert, während die Älteren lieber noch einmal ein bißchen über die letzten elf Platten und 'zig Konzerte von „Motörhead“ fachsimpelten.
Als diese auf einmal jedoch zu hören waren, stürmten die Gehörgangsermüdeten geradezu panisch nach drinnen, um die Band-gewordene Windmaschine zu bewundern. Der gutgemeinte Hinweis von der Bühne, „clean“ zu bleiben, kam da fast zu spät. Beim furiosen Drumsolo schüttelten sich die Fans endgültig ihre grauen Zellen aus dem Schädel. Und so rockten sich die alten Herren weiter durch größtenteils neuere Stücke, was zwar einige Eingefleischte etwas verstörte. Aber der abschließende Konsens bleibt dennoch: „Muß man einfach gesehen haben“. h-no
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen