■ Das Portrait
: M. Wachowski

Auch zu früheren Zeiten hätten Monarchen verdienten Mitgliedern ihres Hofadels Privilegien zukommen lassen, meinte ein Kommentator der Gazeta Wyborcza hämisch und vergaß dabei auch nicht, jene Tätigkeiten näher zu beschreiben, für die mittelalterliche Hofschranzen zumeist so königlich entlohnt wurden: „der eine half ihm in den Mantel, der andere in die Schuhe...“. Der Anlaß für diese Art von Hofberichterstattung: Polens Präsident Walesa hatte seinen früheren Chauffeur zum Staatsminister ernannt, dem höchsten Posten im Präsidialamt, den die Verfassung vorsieht. Mieczyslaw Wachowski, Chauffeur, Leibwächter und Oberintrigant zu Hofe derer von Walesa, ist damit zum verfassungsmäßigen Vertreter des Präsidenten aufgestiegen. Offizielle Begründung: „Zur Wiederkehr Deiner Geburt möchte ich Dir für alles, was Du für mich getan hast, danken und Dir wünschen, daß Du solange wie möglich so bleiben mögest, wie Du bist.“ Wachowski wurde am 22. Dezember 43 Jahre alt, und nach Ansicht seiner Gegner besteht eines jener unschätzbaren Verdienste, die er Walesa tagtäglich leistet, darin, daß er ihm die Pantoffeln anzieht.

Mieczyslaw Wachowski hat damit vermutlich den Gipfel seiner Karriere erreicht. Begonnen hat er als Automechaniker, Seemann und Taxifahrer. 1981 wurde er Walesas Fahrer, gegen den Willen der zuständigen Solidarność-Sektion in Danzig, die in ihm einen Spitzel witterte. Ob er tatsächlich kommunistischer Agent war, konnte bisher weder bewiesen noch widerlegt werden. Interviews gibt er nicht, zu Beschuldigungen äußert er sich nicht, öffentliche Auftritte scheut er.

Nun mimmt er auf dem Rücksitz Platz Foto: A. Kaiser/G.A.F.F.

Tatsache ist, daß Wachowski seit Jahren der einzige von Walesas Beratern ist, der noch nie vor die Tür gesetzt wurde. Nachdem er in den Jahren des Kriegsrechts für einige Zeit verschwunden war, tauchte er 1989 wieder auf und erhielt prompt einen Job in der Präsidentenkanzlei, als Walesa die Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte. Schließlich wurde er Chef der Präsidentschaftskanzlei, Staatssekretär und nun Staatsminister. Unbestritten ist er es, der mit Intrigen, Personalrochaden und Verhandlungen hinter den Kulissen für Walesas großen Einfluß auf Armee, Innenministerium und Geheimdienste sorgte. Klaus Bachmann