Nord-Korea läßt Ghali freundlich abblitzen

■ Keine UN-Vermittlung im Atomstreit

Pjöngjang/New York (AP/AFP) – Der Gast sei „herzlich und freundlich“ empfangen worden, vermerkten die Chronisten der staatlichen Nachrichtenagentur Nord-Koreas. Die protokollarischen Nettigkeiten konnten Butros Butros Ghali jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß seine Gastgeber in der Sache ablehnend blieben. Staatschef Kim Il Sung mochte den UN-Generalsekretär nicht als Vermittler im Streit mit den USA um Nord- Koreas angebliche Atomwaffen akzeptieren. Außenminister Kim Young Nam erklärte ihm, seine Regierung ziehe es vor, weiterhin direkt mit der US-Regierung zu verhandeln, eine Einmischung der UNO sei unerwünscht.

Der Streit, ob und in welchem Umfang Nord-Korea Atomwaffen produziert, zieht sich seit Monaten dahin. Die Nord- Koreaner weigerten sich bisher, zwei Anlagen überprüfen zu lassen, von denen die US-Regierung behauptet, daß dort Atomwaffen gebaut werden. Die süd-koreanische Nachrichtenagentur Yonhap behauptete gestern, die Führung im Norden sei „grundsätzlich bereit“, ihre geheimen Anlagen zu öffnen und würde möglicherweise schon am 4. Januar Verhandlungen mit der „Internationalen Atomenergieorganisation“ (IAEO) aufnehmen. Unbestätigten Berichten zufolge soll die US-Regierung angeboten haben, auf das alljährlich gemeinsam mit den Süd-Koreanern abgehaltene Militärmanöver „Team Spirit“ zu verzichten, falls die Mächtigen in Pjöngjang Inspektoren den Zutritt zu den beiden Arealen gestatten. Gestern behauptete die New York Times, die verpönten Kommunisten verfügten über ein oder zwei Atomwaffen. Die Tageszeitung berief sich dabei auf Angaben des US-Geheimdienstes CIA.

Ungeachtet des diplomatisch verpackten Affronts reiste Butros Ghali gestern nach Peking. Die Chinesen gelten als Verbündete Nord-Koreas und lehnen von den USA gewünschte Sanktionen ab. Ministerpräsident Li Peng forderte eine Lösung „durch Dialog und Konsultationen“.