piwik no script img

■ Nawrocki wird S-Bahn-ChefHauptsache Ring

Hat Berlin das verdient? Da kracht es vier Jahre nach der Wende im gemeinsamen Verkehrsnetz der Stadt noch an allen Ecken. Immer noch fährt keine einzige Straßenbahn bis in den Westteil. Der S-Bahn-Ring hat noch für längere Zeit eine Lücke, weil man statt dessen vorzog, das Geld für die Luxussanierung des südlichen Abschnitts auszugeben. Der BVG wiederum fehlen drei Tage vor dem Sprung in die neue Gesellschaftsform als eigenständiges Unternehmen immer noch die Geschäftsführer. Und jetzt wird Axel Nawrocki auch noch Chef der S-Bahn: vom Möchtegern-Herrn-der- Ringe zum Chef des S-Bahn-Rings. Den Hinweis auf irgendwelche Qualifikation für diesen Job hat sich selbst sein neuer Dienstherr erspart; für den Berliner bleibt nur die verwunderte Frage, warum solche Versager immer wieder versorgt werden müssen – und warum ausgerechnet in Berlin?

Für die Stadt, die über die unsinnige Olympiabewerbung neben vielen Millionen auch viel Zeit verloren hat für die Planung einer lebenswerten und umweltverträglichen Metropole, ist das öffentliche Nahverkehrsnetz eine zu wertvolle Zukunftsressource, um es einem solchen Dilettanten auszuliefern. Nun beklagen wir sein bisheriges Wirken keineswegs, schließlich war Nawrocki mit der bemitleidenswerten Tapsigkeit eines Godzilla der größte Trumpf der Olympiagegner. Doch wenn Olympia so überflüssig wie ein Kropf war – die S-Bahn brauchen wir noch ein paar Jahre. Zu schade jedenfalls als Feld für das Talent des Mannes mit CDU-Fahrschein, mit minimalem Einsatz maximalen Schaden zu erzeugen – auch wenn die Partei damit nur ihrem christlichen Auftrag nachkommt, die Schwachen der Gesellschaft nicht hängenzulassen. Wo der arme Kerl doch bei der Olympia GmbH nichts bekommt außer einer sechsstelligen Abfindungszahlung. Dennoch drängt sich langsam eine Frage auf: Welcher Umzugsgegner hat den Mann geschickt, um Berlin so zu strafen? Gerd Nowakowski

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen