■ Editorial
: Warum diese Bilder

Wie läßt sich der Krieg in und um Bosnien der ach so vertrauten massenmedialen Muster von Empörung, allmählicher Gewöhnung und schließlich Resignation entreißen? Auch der deutsch- französische Kulturkanal arte hat kein Patentrezept, doch immerhin tut er etwas, um zur abstumpfenden Nachrichtenflut über gestoppte Hilfskonvois, einschlagende Granaten und scheiternde Verhandlungen Kontrapunkte zu setzen. Bis ins Frühjahr hinein wird er jeden Abend vor den Nachrichten um 20.30 Uhr zwei Minuten direkt aus Sarajevo senden.

Zu Beginn der Initiative zeigt arte Kinderzeichnungen aus Sarajevo, die mit Hilfe einer sogenannten elektronischen „Paintbox“ entstanden sind – so daß das Werden des Bildes am Fernsehschirm verfolgt werden kann. Bis 5.Januar jeden Abend um 19.30 und 20.40 Uhr. Insgesamt 22 Kinder haben dabei mitgemacht. Guy Saguez, der im Auftrag von arte in der zweiten Adventswoche nach Sarajevo fuhr, hat ihnen erklärt, wie sie mit der Paintbox zeichnen können – und natürlich, daß die Fernsehzuschauer um Spenden gebeten werden sollen für Lebensmittel, Spielzeug, Seife, Bücher und anderes für die Kinder von Sarajevo. Ihre Themen haben die Kinder selbst gewählt: Die meisten Zeichnungen zeigen den Krieg oder träumen von einem Frieden im neuen Jahr, einige beschäftigen sich mit Weihnachten und Weihnachtsgeschenken.

Um die Bilder über die flüchtige Ausstrahlung im Fernsehen hinaus zu verbreiten, druckt die taz heute in Zusammenarbeit mit arte eine Auswahl von ihnen. Auch deshalb, weil wir auf zwei Spendenprojekte aufmerksam machen wollen:

Das eine (eingerichtet von der Straßburger humanitären Organisation „Présence“) für die Kinder von Sarajevo; das andere, damit Radios und Zeitungen in Bosnien die eingeschlossenen Menschen weiter mit Informationen versorgen können. Initiiert hat es die französische Hilfsorganisation „Reporters sans Frontières“ (Reporter ohne Grenzen) gemeinsam mit der Journalistenvereinigung von Bosnien-Herzegowina. Hier werden nicht Personen mit Geld oder Lebensmitteln unterstützt, „Reporter ohne Grenzen“ beschafft Arbeitsgeräte und Material, damit ein rundes Dutzend Zeitungen und Rundfunksender in Zenica, Tuzla und Sarajevo weiter produzieren können. Während „Reporter ohne Grenzen“ sich im abgelaufenen Jahr zunächst um die Medien der Hauptstadt gekümmert hat, sollen 1994 die noch schwerer erreichbaren Rundfunksender in Zentralbosnien Priorität haben. MR

taz/Reporter ohne Grenzen

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