■ Sterngucker: Astrologen lagen 1993 voll daneben
: Flops auf der ganzen Linie

München (taz) – Erwartungsgemäß haben Astrologen und Wahrsager mit ihren Prognosen für das Jahr 1993 wieder voll danebengegriffen. Die Darmstädter „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP) hat Vorhersagen prominenter Sterndeuter gesammelt und ausgewertet: Flops auf der ganzen Linie. Weder hat Steffi Graf geheiratet, noch posierte Fergie nackt im Playboy, Helmut Kohl – obgleich astrologische Standardprognose! – trat nicht zurück, weder Boris Jelzin noch Bill Clinton oder der Papst fielen einem Attentat zum Opfer. Es wurde kein Heilmittel gegen Aids gefunden, es fiel kein Meteorit auf Lima, Saddam Hussein brach keinen neuen Krieg vom Zaun. Auch Fidel Castro ging nicht ins Exil. Ötzi, der 5.000jährige Eiszeitmann, brachte nicht den Beleg, daß die biblische Schöpfungsgeschichte doch recht hat. Konkrete Prognosen, so GWUP- Vertreter Edgar Wunder (!), konnten keinen einzigen Treffer verbuchen. Lediglich vage Aussagen wie: „Der Staat wird den Bürgern tiefer in die Tasche greifen“, oder „Es wird auch im nächsten Jahr zu Umweltkatastrophen kommen“, konnten, wenn man so will, als zutreffend gelten. Keines der wirklich einschneidenden Ereignisse des Jahres 1993 wurde vorhergesehen: weder die Giftunfälle bei Hoechst noch die Jahrhundertüberschwemmung an Rhein und Mosel; auch nicht die Politikerskandale um Möllemann, Krause, Streibl etc., noch nicht mal der steile Abstieg Michael Jacksons. Von den Ereignissen in Somalia keine Rede, auch nicht von den Entwicklungen in Israel oder in Südafrika. Selbst die Verehelichung von Boris und Babs wurde nicht vorhergesagt. Die „seltene Konjunktion von Uranus und Neptun im Steinbock“, die sogar zum Weltuntergang hätte führen können (zum 6.4.), hat gar nichts bewirkt. Prognosen von Star- AstrologInnen wie Elisabeth Teissier und Winfried Noä lagen genauso daneben wie die Billig-Horoskope in Boulevardblättern und Regenbogenmagazinen.

Laut Schätzung der GWUP arbeiten in der Bundesrepublik rund 5.000 AstrologInnen mit einem Jahresumsatz von über 100 Millionen Mark. Die obskuren Geschäfte blühen: Über 80 Prozent der Bundesbürger glauben, daß an der Astrologie „irgend was dran ist“. Der Deutsche Astrologenverband konnte im letzten Jahr seine Mitgliederzahlen verdoppeln.

Auch für 1994 gibt es wieder Vorhersagen en masse: In der Politik wird es zu einer starken Zerreißprobe kommen, es werden einige Köpfe rollen (Josef Mosim). Es wird weitere Probleme in ethnischer Hinsicht geben (Hildegard Habelt). Durch das Ozonloch gibt es ein diffiziles Klima (Nathalie Ewers). Und: Bayern München wird deutscher Fußballmeister (Helga Kiesel). C.G.