„Opfer immer die Bittsteller“

■ Immigranten-Forum will Notfonds für Rassismus-Opfer

„Die Opfer von rassistischer Gewalt befinden sich immer in der Rolle der Bittsteller“, sagt Yonas Endrias vom „Immigrantenpolitischen Forum e.V.“ (IPF). Das IPF hatte Polizisten, Richter, Journalisten, Sozialarbeiter und Politiker eingeladen, damit die sich mal anhören, welche Qualen Menschen durchmachen, die wegen ihres Aussehens attackiert werden.

„Wie verhält sich ein Opfer von ausländerfeindlichen Straftaten am besten?“ fragte Ricky Weiser in die Runde. Die dunkelhäutige Frau mit deutschem Paß und Berliner Akzent wurde vor einem Jahr vor ihrer Haustür brutal niedergeschlagen. Nach dieser Attacke machte sie die Erfahrung, daß sie von deutschen Behörden kaum Hilfe erwarten könne.

„Ich wußte nicht, an wen ich mich wenden sollte“, erzählte Ricky Weiser. Eine Anlaufstelle für ausländische Opfer von Straftaten wäre ebenso notwendig wie ein Soforthilfefonds, meinte Yonas Endrias. Die Berliner Ausländerbeauftragte habe ihm jedoch bereits gesagt, dafür fehle das Geld. Eckhardt Barthel (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses, sagte: „Eine solche Anlaufstelle halte ich für sehr sinnvoll und notwendig.“ Der Journalist Eberhard Seidel- Pielen pflichtete ihm bei und sieht den Notfonds für Opfer von rassistischer Gewalt als ersten Schritt in die richtige Richtung.

Nach Meinung von Ismail Hakki Kosan, Berliner Abgeordneter von Bündnis 90/Grüne, kümmern sich immer nur Deutsche um die Ausländer. „Die Arbeit mit Ausländern ist ein regelrechtes Arbeitsbeschaffungsfeld für Deutsche geworden, denen fehlt aber die Betroffenheit.“

Wie recht er hat, bewies Ginga Eichler aus dem Berliner Büro der Bundesbeauftragten für Ausländerangelegenheiten. Sie schlug vor, ostdeutsche Polizisten in die Niederlande zu schicken. Dort sollten sie durch den Dienst mit den ausländischen Kollegen Toleranz erlernen, die sie ihrer Ansicht nach nicht besitzen.

Frau Eichler vergaß bloß, daß es an diesem Abend um die Opfer rassistischer Gewalt und nicht um die Täter ging. Thomas Nagel