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Zukunft Schiller Theater, die 193.

Pläne für die zukünftige Nutzung des Schiller Theaters zu schmieden ist das kulturpolitische Übungsstück Nummer 1 in Berlin. Aber von der Pflicht zur Kür ist's ein weiter Weg. Kultursenator Roloff-Momin hat seine Pflicht erledigt, indem er das Haus zur privatwirtschaftlichen Nutzung international ausschrieb. Jetzt, während die Würfel schon fallen, klappte der kulturpolitische Sprecher der CDU, Lehmann-Brauns, nach und machte den Vorschlag, doch ein „Theater der Nationen“ in der Bismarckstraße zu beheimaten. Er glaube nicht, daß Berlin ein weiteres Musicalhaus brauche, und prüfe gerade, ob für ein Theater mit internationalen Gastspielen europäische Mittel beansprucht werden können, sagte er am Freitag.

Kein schlechter Gedanke, aber ein bißchen spät kommt er ja schon, nachdem die offizielle Ausschreibungsfrist bereits vor Wochen endete. Das ahnt Lehmann-Brauns wohl auch, denn er rechnet schon fast damit, daß Peter Schwenkow (Wintergarten, Waldbühne) den Zuschlag des Kultursenats erhält, und will ihn dann wenigstens bitten, das Haus einem wohnsitzlosen, ja eigentlich nur ideellen Theater der Nationen gastspielweise zur Verfügung zu stellen. Ein zutiefst europäischer, geradezu grenzenloser Gedanke das, alles irgendwie miteinander verwursten zu wollen. Gibt es nicht das Haus der Kulturen der Welt, gibt es nicht das Hebbel-Theater? Für deren bessere Fütterung sollte man sich einsetzen, statt auf der Schiller-Schiene für Verwirrung zu sorgen. Der Vorschlag von Lehmann-Brauns ist keine Zukunftsplanung, sondern ein Konjunktiv der Vergangenheit: Schön wär's gewesen. peko/Foto: Marco Limberg

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