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Türschloß-Affäre bei SOS Rassismus

■ Antirassistische Arbeit durch Vereinsquerelen gefährdet

Zu den den Arbeitsgrundlagen des 1990 gegründeten Vereins SOS Rassismus gehören außer der antirassistischen Arbeit auch Regelungen, die den Abbau von Dominanzstrukturen in der Vereinsarbeit betreffen. So lauteten die Vereinbarungen bei der Gründung von SOS Rassismus. Darauf berufen sich drei Arbeitskreise, die sich in der vergangenen Woche räumlich von SOS Rassismus getrennt haben, nachdem der Vereinsvorstand ein Bürotürschloß ausgewechselt hatte. Die Unterstützer der Arbeitskreise Schutzwache, der AG Abschiebung und der AG Büro betrachteten die Türschloß- Affäre als Aussperrung und reagierten darauf, indem sie Arbeitsmaterialien aus dem Vereinsbüro „sicherstellten“. Zwar war es für die Aktivisten der Arbeitskreise lange Zeit möglich, unter dem Dach des SOS Rassismus selbstbestimmt antirassistische Arbeit zu machen, doch gab es seit etwa zwei Jahren politische Differenzen zwischen den AGs und dem Vorstand des Vereins. Die Arbeitsgruppen organisierten gemeinsam mit anderen Berliner AntiRa- und Antifa-Gruppen Mahn-, Fahr- und Schutzwachen, sammelten Spenden und unterhielten Informationsstände vor den Ausländerbehörden. Mit dem Rückgang der Betroffenheitsbekundungen und der gleichzeitigen Verschärfung der Flüchtlingspolitik betrachteten die mit SOS Rassismus verbundenen AktivistInnen ihre weitgehend aktionistische Arbeit als nicht mehr sinnvoll. Der damit notwendig gewordene und in den AGs diskutierte Prozeß der Neuorientierung hin zur direkten Auseinandersetzung mit institutionellem und alltäglichem Rassismus sollte auch eine diesbezüglich klare Profilbestimmung des Vereins einschließen. Gemäß den basisdemokratischen Strukturen bildeten die Mitglieder der AGs ein Gesamtplenum, das alle vier Wochen stattfand und sich mit Fragen der aktuellen Umsetzung antirassistischer Politik beschäftigte. Zu konfliktträchtig für den Vorstand von SOS Rassismus? Keineswegs, meint Ali Fati vom Vereinsvorstand. Um über künftige Schwerpunkte der antirassistischen Arbeit zu diskutieren, habe man den betreffenden Leuten die Bildung eines Gremiums angeboten, das aus je zwei Vertretern der beiden AGs und zwei Vorstandsmitgliedern bestehen sollte. Peter Lerch

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