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„Es fällt schwer zu differenzieren“

■ Kroatisch-bosnische Gespräche ergebnislos / Bonn kritisiert Muslime

Brüssel/Bonn (taz) – Die Bundesregierung macht die bosnischen Muslime zunehmend mitverantwortlich für das Andauern der Kämpfe in Bosnien und das Scheitern der bisherigen Verhandlungsbemühungen. Das machten Mitglieder der Bonner Delegation beim Brüsseler Nato-Gipfeltreffen deutlich. Am Montag abend waren im Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg bei Bonn bereits 24 Stunden nach ihrem Beginn die Verhandlungen zwischen dem bosnischen Präsidenten Izetbegović und seinem kroatischen Amtskollegen Tudjman ohne konkrete Vereinbarungen zu Ende gegangen.

Zwar werde man „nicht vergessen, wer der Hauptaggressor war und den Krieg in Bosnien begonnen hat“, heißt es von seiten der Bundesregierung. Doch falle es „immer schwerer, noch zwischen den drei Kriegsparteien zu differenzieren“. Zu dieser Einschätzung trügen die bosnische Regierung und ihre Armee nicht nur durch die anhaltende Offensive in Zentralbosnien gegen die kroatischen Milizen bei, sondern auch durch ihr Verhalten am Verhandlungstisch. So hätten Izetbegović und Premierminister Silajdžić nach Erfüllung bestimmter Forderungen durch Serben und Kroaten „mehrfach draufgesattelt“.

Für diesen Vorwurf kann die Bundesregierung allerdings keinen Beleg anführen. In Bonn werden zudem angeblich aus westlichen Geheimdienstquellen stammende Hinweise gestreut, wonach der Flughafen in Sarajevo am letzten Wochenende nicht von serbischer Artillerie, sondern bosnischen Soldaten beschossen worden sei. Durch den Beschuß wurde über 24 Stunden der Abflug des UNO-Flugzeuges verhindert, daß Izetbegović zu den Bonner Verhandlungen bringen sollte.

Die Entwicklung in Bosnien steht nach Einschätzung der Bundesregierung „kurz vor einem entscheidenden Wendpunkt“. Wenn „alle drei Kriegsparteien nicht sehr bald zu einer Verhandlungslösung bereit“ seien, würden die Unprofor-Truppen abgezogen und Bosnien völlig seinem Schicksal überlassen. Bei den Bonner Verhandlungen zwischen Ieztbegovic und Tudjman wurde in keinem der von Außenminister Kinkel als „wesentlich“ beschriebenen Punkten (Zukunft Mostars, Zugang der Muslime zu Adria und Save-Fluß, Waffenstillstand) eine Vereinbarung erzielt. Die beiden Präsidenten kündigten lediglich ein Treffen der Militärführer der bosnischen Regierungsarmee und der bosnischen Kroaten am 15. Januar an. Dabei sollen im Beisein des demnächst ausscheidenden Unprofor- Oberkommandierenden für Bosnien, General Briquemont, die Modalitäten für einen Waffenstillstand und die Entflechtung der Truppen in Zentralbosnien besprochen werden.

Auf einer Pressekonferenz in der Bonner Botschaft Kroatiens warf Tudjman der bosnischen Regierungsarmee den Einsatz von Chlorgasgranaten und -minen vor. Zugleich bestritt er den von der Unprofor und EU-Vermittler Owen in den letzten Wochen mehrfach festgestellten Einsatz regulärer Regierungstruppen Kroatiens in Bosnien.

In einem Dokument, das Tudjman Izetbegović als neuen „Friedensplan“ präsentierte, wird eine Konföderation zwischen den bosnisch-muslimischen und bosnisch- kroatischen Teilrepubliken vorgeschlagen. In den bislang umstrittenen Fragen (Mostar, Adria- und Save-Zugang) enthält der Plan allerdings keine neuen Positionen. Andreas Zumach

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