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Ein Königreich, das es nicht gibt?

■ Neu im Kino:"Shambhala", auf den Spuren des Buddhismus

Nördlich der Schneegipfel des Himalajas soll es liegen, das verborgene Königreich Shambhala, doch auf der Landkarte ist es nirgends zu finden. Auch Lama Zagdsuren, ein buddhistischer Mönch aus der Mongolei, wußte nur aus den Berichten seiner Lehrer von dem Ort, wo die geheimen Lehren Buddhas von Königen bewacht werden. Er machte sich auf den Weg nach dem Irgendwo, begleitet von einem deutschen Filmteam.

Die Münchner Regisseurin Susanne Aernecke und der Autor und Mythenforscher Michael Görden (Buch und Kommentar) dokumentieren Zagdsurens Pilgerreise, die ihn ein dreiviertel Jahr von Ulan Bator/ Mongolei über Tibet bis nach Indien geführt hat: Ihr Film Shambhala ist ein Portrait dieses Mannes und der Länder, die er auf seinem Weg kennenlernte. Shambhala wirft außerdem den Blick zurück auf die Entwicklung des Buddhismus in Zentralasien.

Viele buddhistische Klöster sind in der Mongolei unter Stalin zerstört worden, und als das Land 1989 demokratisiert und die Klöster wieder aufgebaut wurden, war der junge Mönch Zagdsuren einer der ersten, der die rote Robe des Lama wieder öffentlich trug. Er wirkt fremd und einsam inmitten des bunten Treibens seines Volkes, das nach der Befreiung wieder den traditionellen Kampf des Feudalherrschers Dshingis-Khan zelebriert. Wir sehen mit seinen Augen, daß die Leute immer noch gerne im Gleichschritt gehen. Schnell ist klar, daß Zagdsurens Suche nach Wahrheit in solcher Wirklichkeit beschwerlich ist - von den körperlichen Strapazen seiner Reise ganz zu schweigen.

Die Unruhe treibt Zagdsuren weiter – mühsam schleppt er sich durch die Wüste Gobi, erklimmt steile Felswände, überquert das Himalaja-Gebirge. Die Landesgrenzen trennen die Menschen, denen er begegnet, und doch fügt sie die unablässige Suche des Mönchs nach dem Königreich Shambhala wieder zusammen. Langsam beginnen wir die Entwicklungsgeschichte des Buddhismus zu verstehen. Bis Zagdsuren jedoch in Boghdaya, dem Ort der Erleuchtung Buddhas, anlangt, sind wir nahezu überladen mit einem Jahrtausende alten Hintergrund. Zagdsurens Ängste und Visionen wirken da wie erholsame Meditationspausen.

Wie ein Selbstgespräch ziehen sich die Fragen und Gedanken des Lama durch den Film. Dialoge entstehen nur dann, wenn er sich Rat bei den Meistern holt. Und sie können ihm auch nur die Müh- und Labsal des Weges nach Shambhala bestätigen.

„Wer nach Shambhala will, muß reißende Flüsse durchqueren“ – „Erst, wenn du dein Ich vergessen hast, wirst du es erreichen.“ So (musikalisch) monumental, wie er begann, so endet dieser Film: mit Wind. Zurück bleibt das Gefühl, dem Buddhismus ein bißchen nähergerückt zu sein. Und zurück bleiben die grandiosen Bilder von Kameramann Arno Gmeinwieser.(

Silvia Plahl

Cinema, bis 31.1., 18.45 Uhr

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