■ Cash & Crash
: Bullen für MG

„Buy on bad news“ ist in. Kaum haben die Gläubiger das Sanierungskonzept für die konkursreife Metallgesellschaft angenommen, heben mutige Aktienhändler wieder den zuvor gesenkten Daumen. Zum Wochenbeginn war die MG-Aktie der Hit an der Frankfurter Börse; das Papier, das am Donnerstag nach einem rapiden Kurssturz vorsorglich aus dem Handel genommen wurde, legte um 27 Mark auf 241 Mark zu. Und das, obwohl die Aktie noch immer als Risikoinvestition gilt. Daß gerade miserable Fundamantaldaten für die Spekulantenschar am meisten Reiz entwickeln, ist nichts Neues. Doch daß die Aktienfans schon in der schlichten Ankündigung des MG-Sanierers Neukirchen, die Axt bei den Kosten anzusetzen, eine massive Kursverbesserung für die Zukunft herauslesen, versetzte selbst alte Hasen in Erstaunen.

Dagegen ist die Bestrafung der Großaktionäre und Gläubiger der Metallgesellschaft, die durch massive Verkäufe allesamt deutliche Kursverluste hinnehmen mußten, weitaus plausibler: Die Anteilseigner Deutsche und Dresdner Bank müssen für die MG-Misere kräftig bluten, bei Daimler hat sich das Rad ohnehin schon gedreht, und die anderen Banken werden wohl einen Teil ihrer MG- Kredite nie wiedersehen.

Das Desaster der Metallgesellschaft, in das das Top-Establishment der deutschen Wirtschaft verwickelt ist, läßt die Stimmung auf dem Börsenparkett immer nervöser werden. Urplötzlich kippt der Deutsche Aktienindex aus den Latschen, wo doch die Börsengemeinde angesichts der Schlankheitskuren deutscher Unternehmen in diesem Jahr eigentlich explodierende Gewinne erwartete. Allein seit Beginn der vergangenen Woche verlor der Dax rund 100 Zähler und sackte gestern auf 2.113,84 Punkte ab. Nun reiben sich Anleger wie Wirtschaftsexperten verwundert die Augen, wie leicht ein sprachgewandter Blender jahrelang die Schnarchsäcke aus dem Aufsichtsrat an der Nase herumführen und den Laden an die Wand fahren konnte. Das reicht, um nicht nur die ausländischen Anleger zu verschrecken. Aus den Siegern von gestern könnten schon bald die Verlierer von morgen werden. Erwin Single