Sager soll solo siegen

■ GAL-Spitzenfrau fordert Dirk Fischer und Wolfgang Curilla heraus: Direktkandidatur im Bundestagswahlkreis Hamburg-Nord   Von Florian Marten

Die Hamburger Grünen wollen voraussichtlich mit Krista Sager erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik einen Bundestagswahlkreis direkt erobern. Im Wahlkreis Hamburg-Nord, der bei der vorigen Bundestagswahl mit knapper Mehrheit vom CDU-Landesvorsitzenden Dirk Fischer gewonnen wurde, soll mit Krista Sager Hamburgs prominenteste Grüne schaffen, was bislang keiner Grünen gelungen ist: SPD und CDU im direkten Wahlkreis-Duell zu schlagen. Ein Spiel ohne Netz und doppelten Boden: Auf eine Absicherung per Landesliste wird Krista Sager verzichten.

Ihre Kandidatur muß allerdings noch innergrün abgesegnet werden. Gestern abend beriet der Kreisvorstand, das letzte Wort wird die grüne Mitgliederversammlung am Wochenende in der Schule am Kaiser-Friedrich-Ufer sprechen.

Geboren wurde die Idee von einem kleinen Zirkel grüner Vor- und MitdenkerInnen, die nach dem Scheitern der rot-grünen Koalitionsverhandlungen auf eine Strategie der neuen Stärke setzen. Der Zerfall der Altparteien, so ihr Ziel, soll auch durch ernsthafte Kandidaturen um Direktmandate beschleunigt werden.

Hamburg-Nord drängt sich dabei als Experimentierfeld geradezu auf. Mit dem geschaßten SPD-Finanzsenator Wolfgang Curilla und dem CDU-Bürgerschaftswahl-Verlierer Dirk Fischer wird es Krista Sager mit zwei blassen, geschlagenen Männern zu tun haben. Gegen die SPD-Frauen Angelika Mertens (Eimsbüttel) und Marliese Dobberthien (Altona), ebenfalls grünenstarke Gebiete, wäre Krista Sager nicht angetreten.

Übrigens auch nicht gegen die Ex-Grüne Thea Bock, die allerdings von den SPD-Kreisfürsten in dieser Woche zugunsten der Versorgungspflicht für den abgehalfterten Finanzsenator Curilla geopfert wurde (taz berichtete). 1987 hatte Thea Bock das Direktmandat mit lediglich 2920 Stimmen Rückstand knapp an Fischer verloren.

Hamburg-Nord gilt als moderner Dienstleistungs-Bezirk, der neue gesellschaftliche Trends besonders schnell aufnimmt. Der Kampf um diesen Wahlkreis gilt den grünen StrategInnen deshalb trotz der scheinbar aussichtslosen Ausgangslage (6,5 Prozent Erststimmen 1990) als nicht ganz chancenlos. Bekommt, wie zu erwarten, die CDU ordentlich eins auf die Mütze, und muß Curilla ordentlich Stimmen an Krista abgeben, „könnte es knapp werden“, macht sich ein GALier Mut. Ziel: 29 Prozent Sager, 28 Prozent Fischer, 27 Prozent Curilla.

Realistischer aber, so meinen die Grünen: Krista Sager soll durch einen Achtungserfolg ihr politisches Gewicht in Hamburg weiter stärken.