Recycling am Ende?

■ Hearing der FDP in der Bürgerschaft

Recycling entpuppt sich mehr und mehr als häßliches Entlein in der Abfallpolitik, aus dem partout kein Schwan werden will. So jedenfalls lautete der Tenor eines Hearings „Grenzen des Recycling - Ökobilanzen als Entscheidungshilfen“, das die FDP-Bürgerschaftsfraktion gestern im Bremer Parlament veranstaltet hat. Hauptargument der Recycling-Kritiker: Die Kosten fürs Sammeln, Sortieren, Waschen und Transportieren machen die Abfallbehandlung unwirtschaftlich und unökologisch.

Wann Recyceln sinnvoll ist und wann nicht: Darüber könnte eine sogenannte Ökobilanz Aufschluß geben, also eine Aufrechnung der Kosten, die durch die Wiederverwertung entstehen. Reinhard Saffert vom belgischen Kunststoffhersteller Solvay hatte aus seinem Unternehmen ein paar anschauliche Beispiele mit auf das Podium der Bürgerschaft gebracht. Solvay produziert u.a. Mineralwasserflaschen aus Plastik für den Verkauf in Frankreich, Italien und Spanien. Der dafür verwendete Kunststoffabfall, ein Gemisch aus PVC, PET und PE-Kunststoffen, wird automatisch durch einen Scanner getrennt und sortiert. Ein Kilogramm recycelter Kunststoff kostet so eine Mark plus 20 Pfennig Transportkosten. „Als wir damit angefangen haben, kostete das Kilo neu 1,80 Mark, jetzt kostet es 1,30 Mark“, erzählte Saffert gestern.„Unter solchen Bedingungen würde kein Mensch auf die Idee kommen, wirtschaftlich zu recyceln.“ Verfallen dann noch die Preise, wie beim Altpapier, ist natürlich Schluß mit erfolgreicher Abfallwirtschaft.

Andere Berechnungen waren noch deutlicher: „Wenn wir jeden Knopf am Autoradio von den Schrottplätzen recyceln wollten, lägen wir bald bei Kosten in Höhe von 10 bis 15 Mark pro Kilo.“ Berechnungen müssen also her, um eine Ökobilanz möglichst genau zu veranschlagen. Doch wie bringt man die Ökobilanz des berühmten Joghurtbechers mit der Verwertung von Schlackeabfällen aus dem Hochofen unter einen Hut? Günter Nagels, Betriebsleiter Umweltschutz bei der Klöckner Hütte, präsentierte eine Art Grundschema, nach der so eine betriebliche Ökobilanz aufgestellt werden müßte, die neben Energiekosten auch Umlauf- und Anlagenkosten mit einschließen müßte. Außerdem plädierte Nagels an die freie Wildbahn: „Recycling hat sich in der Stahlbranche zum Beispiel durch die Verwertung der Schlacken voll verselbständigt. Staatliche Auflagen wie etwa das Abfallabgabengesetz seien da eher hinderlich. mad