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"Das ist Bürgerveräppelung“

■ Aufruf zu noch mehr Einwendungen gegen Bauem im Sumpf auf Uni-Ost

Noch einen draufsetzen“ will der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) im Streit um das Gelände Uni- Ost. Bis zum 10. März können noch Einwendungen gegen das Gewässerplanungsverfahren eingereicht werden. Dieses weitere Planungsverfahren ist zusätzlich zum Planfeststellungsverfahren nötig, um festzustellen, ob die Sumpffläche bebaut werden kann.

740 Einwendungen habe es gegen das erste Planfeststellungsverfahren gegeben, berichtete Gerold Janssen am Freitag - ein voller Erfolg, wie er findet. Selbst ein so großes Projekt wie der Schutz des Wattenmeeres habe es lediglich auf 600 Gegenstimmen gebracht. Die bremischen Einwendungen sind jedoch vom Planungsamt und dem Beirat Horn/ Lehe „vom Tisch gewischt worden – beschämenderweise“, so der BUNDler. Der Beirat Horn/Lehe geriere sich als verlängerter Arm der Bürgerschaft, er verlasse sich auf die dortigen Wortführer. Was der Beirat vollführe, sei keine Bürgerbeteiligung, sondern Bürgerveräppelung, ereiferte sich Janssen.

Die ohnehin große Zahl der Einwendungen soll sich in einem zweiten Verfahrensschritt noch einmal erhöhen: Die Behörden seien jetzt verpflichtet, eine Gewässerplanung vorzunehmen – dagegen sind Einwendungen betroffener Bürger möglich. Der BUND, so Janssen, wird beobachten, ob alles mit rechten Dingen zugeht.

Dabei verlassen sich die Naturschützer vor allem auf eine Aussage des Umweltsenators Fücks. Der habe versichert, daß die Ansiedlungskriterien für den Technologiepark strikter als bisher eingehalten würden.

Eine Bebauung des umstrittenen Geländes durch den Technik-Giganten Siemens würde nach Ansicht der Umweltschützer nicht nur dazu führen, daß sämtliche Kröten und Kräuter planiert würden. Obendrein sei die freie Fläche wichtig, um an lauen Sommerabenden für die nötige Frischluftzufuhr in Schwachhausen zu sorgen. „Das Klima wird dort städtischer werden“, glauben die BUNDler – und meint damit wahrscheinlich ,versmogter'.

Gerold Janssen vom BUND gibt sich optimistisch: „Die große Zahl der Einwendungen zeigt, wieviel das Uni-Ost-Gelände den BremerInnen bedeutet“. Er hofft, daß es beim nächsten Gewässerplanungsverfahren noch mehr werden. Bis dahin spielen die Naturschützer auf Zeit. Kampflos räumen wollen sie und die Besetzer-Initiative ,Brachial' das Gelände auf keinen Fall.

Arvid Friebe

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