Solidarität mit dem Friedens-Dorf

■ Serbisches Kriegsverweigerer-Dorf mit neuen Bürgern

Münster (taz) – Die „Geistige Republik Zitzer“ in der nordserbischen Vojvodina hat einige hundert BürgerInnen dazugewonnen. Die 2.000 BewohnerInnen von Trešnjevac in der nordserbischen Vojvodina, die im Mai 1992 kollektiv den Wehrdienst verweigert und nach erfolgreich überstandener Belagerung durch Panzer den ungewöhnlichsten Staat der Welt gegründet hatten (die taz berichtete), hatten darauf hingewiesen, daß laut der Zitzeraner Verfassung jeder Mensch StaatsbürgerIn werden kann, der im Geiste die Idee des gewaltfreien Widerstandes gegen den Krieg unterstützt. Seit dem taz-Bericht gingen bei dem Lehrer des Dorfes, Lajos Balla, massenhaft Anträge auf Staatsbürgerschaft ein.

Mindestens 165 „Ausweise“ der kleinen Republik sollen inzwischen auf dem Weg in die BRD sein, meldet ein Friedensaktivist aus Stralsund. In Köln warb der „Grüne Friedensarbeitskreis“ für den Ministaat und wurde 200 Beitrittserklärungen los. Kollektiv trat dem Un-Staat auch das Neue Forum Thüringen bei, dessen Mitglieder den Zitzeranern im Gegenzug die Mitgliedschaft in der Bürgerbewegung anboten.

Derlei Unterstützung kann Trešnjevac laut Thomas Bremer tatsächlich gut gebrauchen: PazifistInnen in Serbien sind nach Meinung des Balkanexperten „besonders dann in Gefahr, wenn Belgrad sie unbemerkt unter Druck setzen kann“. Eine breite internationale Öffentlichkeit böte dagegen einen gewissen Schutz. Tatsächlich sind die Menschen in Restjugoslawien mit dem Jahreswechsel per Regierungsverordnung weiter isoliert worden. Seitdem kostet jeder Grenzübertritt zehn Mark Gebühr, ein Mehrfaches des durchschnittlichen Monatslohns.

Die „Bundesarbeitsgemeinschaft Frieden“ von Bündnis 90/Die Grünen hat längst gehandelt. Anfang Dezember stellte sie einen kollektiven Antrag auf Einbürgerung. „Eine Republik von Kriegsdienstverweigerern haben wir uns schon lange gewünscht“, hieß es in dem Begleitschreiben an Lajos Balla, „bis die Bundesrepublik Deutschland so weit ist wie Ihr, wird es noch ein paar Jahre dauern – aber wir arbeiten dran.“ Werner Paczian

Anträge auf Staatsbürgerschaft bitte weiterhin an: Lajos Balla, Ul. 29. Novembar 44, YU-24426 Trešnjevac/Oromhegyes