Im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet

■ Straßennamen Teil 3: Der Widerstandskämpfer Bernhard Almstadt

Durch die geplante Straßenumbenennung im Ostteil der Stadt drohen Persönlichkeiten der Berliner Geschichte in Vergessenheit zu geraten. In einer Serie geht die taz der Frage nach, welche Schicksale sich hinter den Namen verbergen. Nach dem sowjetischen Stadtkommandanten Bersarin und der Sozialistin Clara Zetkin folgt heute der Widerstandskämpfer Bernhard Almstadt.

Eine kleine Straße am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte trägt den Namen eines Widerstandskämpfers, der der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist. Bernhard Almstadt war bis zu seinem Tod 1944 vor allem eins: überzeugter Sozialist und Sportler.

Im Alter von 17 Jahren tritt der Westfale 1913 in die sozialistische Arbeiterjugend ein. Fünf Jahre später leitet er eine sozialistische Ortsgruppe in Hannover, die 1919 der KPD beitritt.

1930 schickt ihn die Partei nach Berlin. Dort leitet er den „Arbeitersportverlag“ und ist Herausgeber einer Art kommunistischen Kickers, der Zeitung Rot-Sport. Den Behörden fällt er als Agitator auf Turnfesten auf. Vier Jahre arbeitet Almstadt in dieser Funktion, und dann heißt es für ihn, wie auch für viele andere seiner Parteigenossen: Zuchthaus wegen „kommunistischer Untergrundarbeit“. Und in den kommunistischen Widerstand geht er nach seiner Entlassung wieder. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wird er Mitglied der Widerstandsgruppe um Robert Uhrig in Berlin. Uhrigs Ziel ist die Bildung einer breiten Volksfront gegen Hitler. Seine Kontakte reichen bis zu den Sozialdemokraten und bürgerlichen Widerstandsgruppen. Die lose organisierten Widerständler versuchen vor allen Dingen die Rüstungsproduktion zu behindern und mit Flugblättern gegen das Hitler-Regime zu agitieren. Doch 1943 fliegt die Organisation auf. Die meisten werden ermordet.

Einer der wenigen Überlebenden ist Almstadt, der sich sofort einer anderen kommunistischen Widerstandsorganisation anschließt, der sogenannten Saefkow-Jacob- Bästlein-Gruppe. Sie ist die letzte Inlandsleitung der KPD vor Kriegsende. Auch hier steht die Zusammenarbeit mit anderen Widerstandsgruppen im Vordergrund. Doch nach einem Treffen mit dem Sozialdemokraten Julius Leber im Sommer 1944 wird die Führung der Organisation von der Gestapo verhaftet. Innerhalb weniger Wochen wird die gesamte Gruppe zerschlagen. Und diesmal hatte Almstadt keine Chance zu entkommen. Wie für die anderen 60 Mitglieder heißt auch für ihn das Urteil: Tod durch Enthauptung. Der 47jährige wird am 6. November 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. Olaf Bünger

Die Serie wird fortgesetzt