Teurer Zank um das Nobelhotel Bristol-Kempinski

■ Israelisches Verkehrsbüro sagt den bereits gebuchten Empfang wieder ab

Zum ersten Mal seit vierzig Jahren kommt die Nazi-Vergangenheit das „Bristol Hotel Kempinski“ am Kurfüstendamm teuer zu stehen. Das Staatliche Israelische Verkehrsbüro in Frankfurt hat vor drei Tagen einen für den 7. März im Rahmen der Tourismusbörse geplanten Empfang abgesagt. Statt wie in den letzten zwei Jahren im Bristol soll er nun im ehemaligen Dom-Hotel in Berlin-Mitte stattfinden. Der Leiter des Verkehrsbüros, Dinchas Millo, bestätigte, daß die Absage „zum Teil“ mit einem Brief des „Jüdischen Runden Tisches“ zu tun habe. Dieses Bündnis verschiedener jüdischer Gruppen hatte am 20. Dezember das Verkehrsbüro, die israelische Airline El Al und das israelische Generalkonsulat gebeten, „aus Respekt vor den Ermordeten von Veranstaltungen in diesem Hotel abzusehen“. Der Unternehmenskonzern weigere sich bis heute, so heißt es in dem Schreiben, „für die in Folge der Kempinski-,Arisierung‘ 1937 Geschundenen und Ermordeten wahrheitsgemäße Gedenktafeln anzubringen“. Die Unterzeichner sagen, daß sich die Hoteleigentümer mit einem Namen schmücken, der ihnen nicht zusteht (taz v. 13.12.93).

Dieses Schreiben faxte das Verkehrsbüro, so Peter Moses-Krause vom Jüdischen Runden Tisch, an das Tourismusministerium in Tel Aviv. Von dort kam jetzt grünes Licht für die Absage des schon längst gebuchten Empfanges. Mit dieser harten Reaktion ist der 14jährige Streit um die Anbringung von Gedenktafeln zum Politikum geworden.

Gestern fand in Neu-Isenburg eine Krisensitzung der Konzernleitung statt. Das jetzige Unternehmen, heißt es in einer Erklärung, „stand bis 1953 in keinerlei Verbindung mit dem Unternehmen Kempinski... und war an den zur Diskussion stehenden tragischen Vorgängen nicht beteiligt“. Um Licht in die Vergangenheit zu bringen, habe der Konzern die Historische Kommission Berlin beauftragt, die Geschichte der Familie Kempinski zu ermitteln. Zudem hätten sie sich nie gegen eine Gedenktafel gewehrt. Auf einen Text habe man sich bereits 1990 mit dem damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Heinz Galinski, geeinigt.

Er lautet: „An dieser Stelle stand von 1928 bis 1944 ein Restaurant Kempinski. Es wurde zu einem Symbol der Berliner Gastlichkeit. Die Familie des jüdischen Gründers Berthold Kempinski erlitt durch die NS-Herrschaft Unrecht an Leib, Leben und Eigentum. Das im Jahre 1952 eingeweihte Bristol- Hotel Kempinski fühlt sich der großen Leistung der jüdischen Gründerfamilie verpflichtet.“ Gegen diesen Text protestiert aber Fritz Teppich, Bevollmächtigter der Kempinski-Familie. Denn er verschweige, daß der Betrieb 1937 von Paul Spethmann „arisiert“ wurde, genau dem, der 1952 das Hotel aufs neue übernahm. „Opfer und Täter dürfen nicht vermischt werden“, sagt er. Anita Kugler