Turnfest im Angebot

■ Lustlose Hamburger Turner nerven Veranstalter

Unter den Hamburger Turnvereinen hält sich die Begeisterung für das 29. Deutsche Turnfest Mitte Mai in Grenzen. Kurz vor dem Meldeschluß am 31. Januar hat sich erst ein Drittel der 190 beim Hamburger Verband für Turnen und Freizeit (VTF) registrierten Vereine für die Mammutveranstaltung angemeldet.

Vielen Einheimischen ist der Turnfestbeitrag von 100 Mark zu teuer. Nach lautstarken Protesten sah sich das Organisationskomitee kürzlich gezwungen, den Turnfestbeitrag für Hamburger Turner auf 50 Mark zu senken. Offiziell spricht man beim Organisationsbüro in der alten Feuerwache an der Glacischaussee jedoch davon, daß jeder gemeldete Hamburger Turner noch einen anderen kostenlos zum Turnfest mitbringen dürfe. Damit will man dem Eindruck vorbeugen, daß das Turnfest mit seiner 130jährigen Tradition bei den Hansestädtern nur zu Schleuderpreisen an den Mann zu bringen ist.

„Hamburgs Turner müssen für das Turnfest ja auch tierisch ackern“, begründet Pressesprecherin Stephanie Panskus den Rabatt. Ein täglich wachsender Stab an hauptamlichen und ehrenamtlichen Helfern wird benötigt, um das einwöchige Großereignis vorzubereiten und durchzuführen. Allein Anfang Februar werden 100 Aushilfen eingestellt, um nach dem Meldeschluß alle Teilnehmerdaten mit ihren Meldungen zu zahllosen Wettbewerben in die Computer einzugeben.

Die 400 Hamburger Schulen, in denen rund 80.000 Turner übernachten werden, müssen von den 190 Turnvereinen ehrenamtlich betreut werden. Für einige Schulen konnten bislang noch keine Helfer gefunden werden. „Die Last der Organisation liegt auf den Hamburger Turnern“, sagt VTF-Geschäftsführer Bernd Lange-Beck. „Wir haben in Hamburg auch schon seit Jahren keine Landesturnfeste mehr durchgeführt. Vielleicht ist diese Form der Geselligkeit nicht mehr gefragt.“

Während die größte Breitensportveranstaltung der Welt viele Hamburger Turner offenbar kalt läßt, werden aus anderen Bundesländern mehr als die Hälfte aller Vereine beim Turnfest vertreten sein. Vor allem auf die Turner in Rheinhessen, Westfalen, Saarland aber auch in Bremen scheint die Turnfeststadt Hamburg eine besonders große Anziehungskraft auszuüben.

Wenige Tage vor dem Anmeldeschluß am 31. Januar haben sich bereits 5.400 Turnvereine angemeldet. „Wir erwarten zwischen 20 und 26 Teilnehmer aus jedem Verein“, sagt Stephanie Panskus. Damit zeichnet sich jetzt ab, daß die Schallmauer von 100.000 Teilnehmern im Mai vermutlich überschritten wird. Vorbereitet sind die Organisatoren auf bis zu 130.000 Aktive. Joachim Lehmann, Geschäftsführer des größten Hamburger Vereins Eimsbütteler TV, appelliert jedoch an die Hamburger Vereine: „Sie sollten die Chance nutzen, sich bei ihrem Turnfest zu präsentieren. außerdem wird es ein Erlebnis für alle Hamburger sein.“

Olaf Krohn (dpa)