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BGA gab Liste mit HIV-Fällen nicht weiter

■ Seehofer: „Großes Ärgernis“ / Liste enthält jedoch keine neuen Fälle

Bonn (dpa/taz) – Das Bundesgesundheitsamt (BGA) hat erneut mehrere hundert HIV-Infektionen durch Bluttransfusionen und -produkte nicht an die Bundesregierung gemeldet. Das berichtete Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) am Samstag und nannte den Vorgang ein „großes Ärgernis“. Es seien aber keine „aktuellen Neuinfektionen“. Nach Angaben der Firma Immuno lägen die Fälle mehr als vier Jahre zurück und seien ihr nach Regreßansprüchen bekannt geworden.

Die Berliner Behörde hat die Ende 1989 erstellte Liste der Heidelberger Firma nicht nach Bonn weitergegeben. Erst am Freitag, so Seehofer, habe das Amt auf Anfrage aus seinem Ministerium die Existenz dieser Liste eingeräumt. Von der Firma Immuno seien auf der BGA-Liste vom 8. Oktober 1993, die 373 Fälle aufführt, nur vier vermerkt. Das Ministerium zitiert eine Erklärung der Firma, nach der „nicht virusinaktivierte Faktor-VIII- und Faktor-IX-Konzentrate“ in Verdacht stehen, die jetzt bekanntgewordenen Infektionen verursacht zu haben.

Das BGA erklärte gestern, es werde „nichts verschwiegen oder vertuscht“. Alle HIV-Infektionen würden beim Aids-Zentrum des Amtes erfaßt und die Daten jedes Quartal veröffentlicht. Die Immuno-Meldungen, die Infektionen vor Oktober 1985 beträfen, seien unzureichend gewesen. Die Angaben habe man nicht überprüfen und auswerten können. Mehr als zwei Jahre habe man versucht, von der Firma konkrete Angaben zu erhalten. Das Münchner Immuno- Büro teilte gestern mit, die Firma habe alle Infektionsfälle gemeldet, „obwohl nach damaliger Rechtslage eine Verpflichtung hierzu nicht bestand“. Die Daten seien offenbar auch in BGA-Listen aufgenommen worden. Seit Mitte der 80er Jahre inaktiviere die Firma ihre Präparate mit Dampf, seitdem sei es zu „keiner einzigen HIV- Übertragung gekommen“.

Schon im Oktober 1993 hatte Seehofer beanstandet, daß das Bundesgesundheitsamt Informationen über HIV-Infektionen verspätet an ihn weiterleite. Seehofer hatte daraufhin den BGA-Präsidenten Dieter Großklaus und den zuständigen Abteilungsleiter im Gesundheitsministerium, Manfred Steinbach, vorzeitig entlassen.

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