Frauen streiken – laut und öffentlich

■ Frauen-Protestaktionen am 8. März auf dem Rathausplatz Von Andrea Hösch

Der Tag, an dem Frauen „die Tranquilizer statt zu schlucken ins Klo werfen, sich nicht der Migräne hingeben, sondern massenweise auf den Rathausplatz ziehen“, ist der 8. März, der internationale Frauentag. So stellt sich zumindest Brigitte Neumann, eine der Mitorganisatorinnen, den Aktionstag vor. Alles, was geplant ist, wollten die Organisatorinnen bei der gestrigen Pressekonferenz nicht verraten; nur soviel: Frauen werden streiken, nicht still und heimlich, sondern laut und öffentlich, in Berlin ebenso wie im Allgäu, in Schwerin und in Hamburg.

Bundesweit organisieren 59 Frauengruppen vor Ort diesen Tag. In der Hansestadt hat sich das Streikteam viel vorgenommen: Überall in der Innenstadt werden Frauen Lärm machen, agieren und provozieren, Flugblätter verteilen, demonstrieren und jedem, der es hören oder auch nicht hören will das Motto des diesjährigen Frauentages kundtun: „Uns reicht's!“. Damit alle Frauen dabei sein können, spielen sich die zentralen Kundgebungen (u.a. spricht Karin Roth, stv. DGB-Vorsitzende), kulturellen Einlagen, Musikauftritte (u.a. Die Nixen) auf dem Rathausplatz ab. Dort werden Zelte sowie Bühnen aufgebaut, Kinder betreut und ein Riesen-Puzzle gebastelt. „Diesmal lassen wir uns vom Senat nicht mit einem Sandwich abspeisen“, sagt Brigitte Neumann. Für sie und ihre Mitstreiterinnen ist seit dem Urteil zum § 218 klar, daß „alles Gerede von Emanzipation nichts als leere Phrasen“ ist.

So breit das Streikbündnis – Frauen aus Gewerkschaften, kirchlichen Organisationen, DKP, GAL und PDS sowie Vertreterinnen diverser Frauengruppen –, so vielfältig die Aktionen: Denkmäler werden verhüllt, Plätze umbenannt, mit Trommeln und Besen wird in schwarz-roter Kleidung ein Wut- und Trauerzug durch die Stadt ziehen, Männern werden Mikros unter die Nase gehalten, und dann heißt es: „Haben Sie heute schon Hausarbeit geleistet?“. Aber wie gesagt, mehr wird nicht verraten...

Sehr auskunftsfreudig dagegen geben sie sich in puncto Finanzen: „Von der Kulturbehörde haben wir gerade mal 2.300 Mark bekommen. Deshalb sind wir auf Spenden angewiesen“, erklärt Margrit Zepf von der ÖTV. Obwohl die Gewerkschaften die Aktion unterstützen, haben sie mit einem Streik am Frauentag ihre lieben Probleme. In den Betrieben werden sich Frauen deshalb wohl damit begnügen müssen, Betriebsversammlungen für die Kolleginnen einzuberufen.

Die Generalprobe geht schon vier Wochen vorher mit der Aktion „Wir rollen die Mö auf“ über die Bühne (Treffpunkt: 8.2., 15 Uhr am Gerhard-Hauptmann-Platz). Infotelefon: 040 / 280 32 62.