■ Tip: Literaturschmuggel
„Die Tamisdat-Connection“, 20.15 Uhr, West 3
Im Dezember 1973 sorgte „Der Archipel Gulag“, die erste minutiöse Schilderung des Systems der sowjetischen Straflager, weltweit für Furore. Wenige Wochen nachdem das Buch im Westen erschienen war, wurde sein Autor, Alexander Solschenizyn, in der UdSSR verhaftet und ausgebürgert. Die verschlungenen Pfade, auf denen das Manuskript damals in den Westen gelangte, schildert Heinrich Billstein im ersten Teil seiner spannenden Dokumentation über den Literaturschmuggel aus der Ex- UdSSR. Solschenizyn hatte die Veröffentlichung des Buches im Westen zwar seit längerem geplant, doch als eine der unter Dissidenten kursierenden Abschriften des Manuskriptes in die Hände des KGB fiel, entwickelte sich daraus ein Wettlauf mit der Zeit.
Der „Gulag“ war zwar der berühmteste Fall von Literaturschmuggel, jedoch keineswegs der einzige, wie Billstein im zweiten Teil seines Film (6. Februar, 22.05 Uhr) zeigt. Wo Boris Pasternak in den 50er Jahren noch von Kollegen kritisiert wurde, weil er im kapitalistischen Ausland publizierte, waren nach Prag 1968 derartige ideologische Skrupel kein Thema mehr. An Beispielen wie Wassili Grossman, Andrei Sinjawski und Jossif Brodski verfolgt die Dokumentation jene Wege, auf denen die Werke im Diplomatengepäck oder in den Jackentaschen von Prominenten wie Heinrich Böll in den Westen gelangten.R.L.
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