Audi-Chef gefeuert

■ Das VW-Duo Piäch/López räumt auf

Berlin (taz) – „Jeder weiß, wofür er seinen Kopf hinhält.“ Mit diesem Spruch nahm VW-Boß Ferdinand Piäch im letzten Sommer die Markenchefs des sanierungsbedürftigen Autokonzerns in die Pflicht. Gut ein halbes Jahr später ist nur noch Skoda-Chef Ludvik Kalma im Amt. Als letzten hat es gestern Franz-Josef Kortüm getroffen. Der Audi-Chef, der erst seit Jahresbeginn 1993 die Mittelklasse steuerte, wurde von Piäch in die Wüste geschickt. Zum Nachfolger bestellte der Aufsichtsrat Entwicklungschef Herbert Demel, der wie Piäch aus Österreich kommt und bis 1989 bei Bosch arbeitete.

Der Grund für den Rausschmiß: Die VW-Sparte Audi, mit der Piäch eigentlich als Nobelmarke gegen die etablierten Luxusschlittenhersteller Mercedes-Benz und BMW antreten wollte, mußte im letzten Geschäftsjahr einen deutlichen Einbruch hinnehmen: Rund ein drittel weniger Autos wurden verkauft; der Umsatz (12,7 Mrd. DM) brach um ein Drittel ein. Das Ergebnis der Schlappe: 200 Millionen Mark Verlust, die die ohnehin schon miserable VW-Konzernbilanz zusätzlich tiefrot einfärben dürfte. Im Sommer noch hatte Piäch vom Audi-Chef verlangt, 1993 und 1994 müsse er jeweils 120 Millionen Mark hereinholen. Dem Marketing-Spezialisten Kortüm war es, wie es hieß, zudem nicht gelungen, die Vertriebsprobleme der Ingolstädter Autobauer in Griff zu bekommen. Nun wird Autonarr Piäch, der vor seinem Wechsel auf den VW-Chefsessel die Sparte Audi technologisch und PS-mäßig hochrüstete, den neuen Vorstand stärker an die Kandarre nehmen. Der Porsche-Enkel, dem nachgesagt wird, er habe Benzin im Blut, hat zusammen mit dem Jesuiten Jose Ignacio López bereits bei den anderen VW-Marken kräftig aufgeräumt: Seat-Chef Juan Antonio Diaz Alvarez wurde nach Milliardenverlusten gefeuert; VW-Chef Daniel Goeudevert mußte ebenfalls abdanken. Erwin Single