„Atomenergie ins Museum“

■ Kongreß der Anti-Atombewegung

Frankfurt (taz) – „Nur die Anti- Atombewegung ist in der Lage, den Saurier Atomenergie als mahnendes Denkmal menschlicher Unvernunft endgültig ins Museum zu verbannen.“ Selbstbewußt hatte Franz Jakob vom Anti-Atom-Forum in Frankfurt/Main das Ziel zur Arbeitskonferenz der Anti-Atominitiativen aus der gesamten Republik vorformuliert. Im Auditorium wollte ihm da am vergangenen Wochenende niemand wiedersprechen – auch wenn die Einschätzungen zur aktuellen Potenz der Bewegung divergierten.

Immerhin: Sie leben noch, die Initiativen aus Hanau und Gorleben, aus der ostdeutschen Uranbergbauregion und von den diversen AKW-Standorten. Und sie sind entschlossen, den „Atomfetischisten“ weiter die Stirn zu bieten, denn „Politik ist zu wichtig, um sie den Politikern zu überlassen“, erklärte Jakob.

Drei Tage lang debattierten die VertreterInnen der Bürgerinitiativen auf Einladung von Anti- Atom-Forum und Bündnis 90/Die Grünen die prekäre Lage an der „Atomfront“. Für Eduard Bernhard vom Vorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) etwa ist die Atomgemeinde in Bonn nämlich dabei, mit dem sogenannten Artikelgesetz auch in Sachen Kernenergie eine „Großoffensive“ zu starten – „alles vorbei an den Einspruchsrechten der Bürger und Bürgerinnen“.

Franz Jakob warf vor allem Bundesumweltminister Töpfer vor, sich für die Atomindustrie „mit undemokratischen Mitteln“ in die Bresche geworfen zu haben. Mit seinen Weisungen in Sachen Hanau habe er seinen hessischen Kollegen Joschka Fischer zu „kriminellem, ungesetzlichem Handeln“ aufgefordert. Angesichts der Uneinsicht der Bonner PolitikerInnen müsse die Bewegung weiter initiativ bleiben: „Erfolge an Atomstandorten waren und sind nur auf den Widerstand der Bevölkerung und auf die hervorragende Arbeit durch die Bürgerinitiativen vor Ort zurückzuführen.“

Im Mittelpunkt der weiteren Beratungen stand die angestrebte Vernetzung aller Initiativen – auch mit den Bewegungen im benachbarten Ausland. Das Anti-Atombüro von Franz Jakob solle die Koordinierungsarbeit übernehmen. Und am 18. März will sich die Bewegung in Hanau mit einer „machtvollen Demonstration“ gegen die Brennelementeschmieden der Firma Siemens zurückmelden. Klaus-Peter Klingelschmitt