Postler gegen Rechts

■ Postwurfsendungen stoppen

Kiel (taz) – „Wir sind sauer über diese Zwittersituation“, erklärte der Kieler Vorsitzende der Postgewerkschaft, Uwe Thomsen. Seit Jahren weigern sich Postboten nicht nur in Kiel vergeblich, Wurfsendungen von rechtsradikalen Parteien auszutragen. Bisher mußten die Pamphlete in die Briefkästen verteilt werden. Einfach so hingenommen wurde das jedoch nicht. Aufgrund von Aktionen gegen Rechtsradikale wurden einige Kollegen und deren Familien sogar bedroht, erzählt Thomsen. Jetzt appelliert Bundespostminister Wolfgang Bötsch an den Mut jedes einzelnen im Kampf gegen rechte Gewalttäter und an die Zivilcourage. In der Gewerkschaftszeitung und in der im März erscheinenden Zeitschrift für alle Beschäftigten Die Post hat der Minister einen entsprechenden Aufruf veröffentlicht.

„Aber bei den Wurfsendungen werden wir nach wie vor allein gelassen“, kritisiert Thomsen. Die Kieler Arbeitsgruppe der Postboten schrieb deshalb an den Postminister und forderte ihn auf, seinen Worten Taten folgen zu lassen und die Postordnung sofort zu ändern, damit rechtsradikale Wurfsendungen von der Zusendung ausgeschlossen werden. Zwar habe das Frankfurter Arbeitsgericht Mitte Dezember bestätigt, daß Briefträger sich auf ihre Gewissensentscheidung gegen die Zustellung berufen können, aber das reicht den Kielern nicht. Bereits 1989 hatten sich 113 von 168 Briefträgern geweigert, Material der Rechten auszuliefern. Mit der Androhung, sonst entlassen zu werden, mußten sie die Pamphlete in die Briefkästen stecken. Außerdem befürchten die Postler, daß die Rechten per Gericht die Zustellung erzwingen können. „Wir sind nicht mehr bereit, nur weil die Post nicht in der Lage ist, die Situation der Beschäftigten zu ändern, uns per Verfügung zwingen zu lassen, den rassistischen Schmutz zu verbreiten“, erklärte Thomsen. Auch von den Drohungen der Rechten lassen sich die Postler nicht einschüchtern: Das Superwahljahr wollen die Postler mit Aktionen begleiten. kek