Waagen für die Dritte Welt

■ Hamburger Unternehmen liefert im UNICEF-Auftrag 400.000 Waagen zum Einsatz in Kampagnen gegen Kindersterblichkeit

Der Hamburger Fabrikant Sönke Vogel muß sich über die Auslastung seiner Werkshallen in den nächsten acht Jahren weniger Gedanken machen. Die kleine Firma seca Vogel & Halke GmbH gewann vor kurzem gegen 14 internationale Mitbewerber einen lukrativen Großauftrag vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef). Seca soll 400 000 Personen- und Säuglingswaagen in Entwicklungsländer liefern, wo sie bei Kampagnen gegen die Kindersterblichkeit eine wichtige Rolle spielen. Denn nur durch regelmäßiges Wiegen können die Mütter drohende Unterernährung ihrer Kinder erkennen und bekämpfen.

„Das war eine technologische Herausforderung“, erinnert sich Vogel an die Entwicklung der neuartigen Waage. Sie sollte in den Tropen ebenso funktionieren wie in der Wüste und den Bergen, sparsam, umweltverträglich, bedienerfreundlich, leicht, robust und billig sein – kaum zu vereinbarende Anforderungen an die Entwickler im seca-Werk in Hamburg-Eilbek.

Am Ende stand eine vier Kilogramm schwere Waage ohne Verschleißteile, deren Batterie zehn Jahre reicht und die weniger als die Hälfte einer vergleichbaren medizinischen Waage kostet. „Der Auftrag von Unicef ist ein großer Erfolg, der unsere Kompetenz in der medizinischen Wiegetechnik unterstreicht“, sagt Firmenchef Vogel.

Die Firma mit 200 Beschäftigten und rund 40 Millionen DM Produktionsumsatz sieht sich heute als Marktführer für medizinisch geeichte Waagen in Europa. „Wir exportieren zwei Drittel unserer Produktion in rund 100 Länder der Erde“, berichtet Vogel, dem das 153 Jahre alte Unternehmen mehrheitlich gehört. In der mittelständisch strukturierten Branche der Meß- und Wiegetechnik hat sich damit das Unternehmen in seiner Marktnische fest etabliert. Außer medizinischen Waagen, die besonders genau geeicht sein müssen, bietet seca auch Personenwaagen für Privatleute über den gehobenen Fachhandel an. „Wir sind aber nur in der obersten Preis- und Qualitätsklasse und damit in einem kleinen Marktsegment tätig“, sagt Vogel.

Der Firmenchef, der seit 1970 an der Spitze des Unternehmens steht, hat die Produktpalette radikal bereinigt und das Unternehmen konsequent auf die Marktnische ausgerichtet. „Wir mußten uns auf Weniges beschränken, das aber gut machen“, erkannte Vogel.

Eckart Gienke