Mistel und Sauerstoff

■ Mit einer zusätzlichen Ganzheitstherapie sollen KrebspatientInnen „aktiv im Leben“, statt nur „um jeden Preis am Leben“ gehalten werden

Eine zusätzliche Heilhilfe will das Institut für Biologische Krebstherapie, Schmerztherapie und Immuntherapie ab sofort KrebspatientInnen in Hamburg anbieten. Die Einrichtung, die vor zwei Wochen in Harvestehude eröffnet wurde, will mit einer „Ganzheitsmedizin“ helfen, PatientInnen „aktiv im Leben“ statt länger nur „um jeden Preis am Leben“ zu halten.

Die Angebotspalette, die die leitende Ärztin Solveigh Maar den geladenen JournalistInnen vorstellte, ist zweifelsohne für jeden Menschen, nicht nur für Schwerkranke, gesundheitsdienlich: Ihre Behandlung soll zur Stärkung der körpereigenen Heilkräfte und Abwehrmechanismen führen, die Rückfallhäufigkeit verringern, die Lebensqualität verbessern und eine seelische Aktivierung veranlassen. Hinter diesen sehr vagen Begriffen verbirgt sich eine Reihe von Angeboten, die nicht von allen SchulmedizinerInnen als unseriös eingestuft werden. So bietet Maar neben einer Gesprächstherapie „biolgische“ Behandlungen wie Mistel-, Sauerstoff- oder Thymustherapien und leitet ihre PatientInnen zur Vollwerternährung (angereichert mit speziellen Mineralstoffen und Vitaminen) an.

„Unser Maßnahmenkatalog erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit“, räumte Maar ein. Vielmehr wolle man versuchen, aus der Vielfalt der Mittel und Methoden eine begründete Auswahl zu treffen. Bei ihrer Krebstherapie handele es sich ausdrücklich um eine additive Behandlungsform, die weder eine Operation, noch Chemo- oder Strahlentherapie ersetzen könne, betont die Ärztin dankenswerterweise. „Aber sie kann eine solche Behandlung erträglicher gestalten.“ Außerdem biete die biologische Ganzheitsbehandlung „die große Chance“, daß Rückfälle verzögert oder gar verhindert werden.

Die Ärztin praktizierte ihre Therapie bislang in einer eigenen Praxis, sie hatte zuvor als Anästhesistin an der Uniklinik Eppendorf gearbeitet. Neben Solveigh Maar sollen in dem Institut später noch zwei Psychotherapeutinnen, eine Naturheilmedizinerin und eine Ernährungsberaterin arbeiten.

Einen nicht unerheblichen Haken hat die Betreuung durch das Institut - neben eventuellen medizinischen Bedenken - aber: Noch ist die Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen nicht geregelt. Zwar betont Maar, daß sie bislang in allen Fällen eine Erstattung der Kosten erreicht habe, aber „ein gewisses Restrisiko bleibt“. Das sich in Zahlen ausgedrückt allerdings sehr schnell im Tausenderbereich abspielen kann. Denn mit einigen hundert Mark pro Woche müssen die PatientInnen rechnen – die Dauer ihrer Behandlung, so Maar, könne sich über Jahre hinstrecken. Wichtig sei aber, daß die Krebskranken schon zu ihnen kämen, bevor sie sich aufgegeben hätten oder als „austherapiert“ aus der Klinik entlassen worden sind.

sako

Das Institut befindet sich in der Oberstraße 96, 20149 HH-Harvestehude, Tel.: 450 42 60