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■ Bundesbank senkt den Diskontsatz

Frankfurt/Main (AFP/taz) – Die Bundesbank hat gestern den wichtigeren der beiden Leitzinssätze, den Diskontsatz, überraschend um einen halben Prozentpunkt auf 5,25 Prozent gesenkt. Der Diskontsatz ist der Preis, zu dem sich die Geschäftsbanken eine begrenzte Menge Geld bei der Bundesbank beschaffen können. Wenn das Geld für die Banken billiger wird, vergeben diese zumeist auch Kredite ein wenig günstiger. Nach volkswirtschaftlichen Lehrbüchern ermuntert das die Industrie, Kredite aufzunehmen, dafür Produktionsanlagen zu bauen, an denen wiederum Menschen neue Arbeitsplätze finden. Grund genug für die Regierungspolitiker in Bonn, die Zinssenkung freudig zu begrüßen und die eigene Sparpolitik als tiefere Ursache zu benennen.

Finanzexperten nannten dagegen vor allem die neue Stärke der D-Mark gegenüber den anderen europäischen Währungen als Grund für die jetzige Zinssenkung. Daß sie zu Investitionen und Arbeitsplätzen führen werde, wurde jedoch vor allem unter Industriellen bezweifelt. Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) verlautbarte, daß weder Konjunktur- noch Arbeitsmarktprobleme so zu lösen seien, und warnte vor dem Risiko, daß die Inflation wieder steigen könnte. Schließlich hatte die Bundesbank selbst erst vor wenigen Tagen gemeldet, daß die Geldmenge M 3 (Bargeld, Spar-, Termin- und Sichteinlagen) um 8,1 Prozent gestiegen ist, obwohl sie höchstens um 6,5 Prozent wachsen sollte. Die Bundesbanker, in letzter Zeit für ihre hohen Zinsen arg gescholten, entschuldigten sich für die Vernachlässigung dieses Punktes damit, daß das Geldmengenwachstum auf „Sonderfaktoren“ zurückzuführen sei. dri