Sparen killt Patienten

■ Hygiene-Empfehlungen unterdrückt

Berlin (taz) – Auf deutschen Intensivstationen sterben zu viele Patienten. Verantwortlich ist nach Ansicht einer Expertenkommission des Bundesgesundheitsamtes die unzulängliche Hygiene auf den Intensivstationen. Zu viele verschiedene Pfleger und Krankenschwestern würden abwechselnd die Patienten betreuen. Die Infektionsrate könne nur gesenkt werden, wenn die Patienten kontinuierlich immer nur von einer Person betreut würden. So würde die Verschleppung von Krankheitskeimen vermindert. Eine entsprechende Empfehlung, die die BGA-Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention erarbeitet hat, soll aber im Bundesgesundheitsblatt nicht veröffentlicht werden, berichtet die Ärztezeitung in ihrer neuesten Ausgabe. Das Bundesgesundheitsministerium bestreitet den Vorwurf und hält die Forderung nach kontinuierlicher Betreuung für überzogen. Denn dann seien pro Intensivpflegebett fünf Betreuer notwendig. Die Expertenkommission hat kein Verständnis für die Verschleppungstaktik des Hauses Seehofer: Ihre Forderungen seien „seit mehr als einem Jahrzehnt medizinischer Standard“, versichert Kommissionsmitglied Ulrich Hartenauer von der Uni Münster. Nach einer Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft infizieren sich jährlich etwa eine Million Patienten mit Erregern, die nichts mit der eigenen Krankheit zu tun haben. ten