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STILL nicht still an der Autobahn

Nix mit Kontemplation, versunkener Betrachtung und Gedanken schweifen lassen. Hamburgs neueste Kunst im öffentlichen Raum mit Namen STILL steht an der Autobahn nach Geesthacht und ist aus dem Fahrzeug nur sekundenlang wahrzunehmen. Wenn überhaupt. Denn die Tafel orientiert sich in Form und Größe an den üblichen Autobahn-Hinweisschildern, und das vom Hamburger Künstler Rainer Oldendorf auf Acryl-Glasplatten gedruckte Standbild (englisch „still“) zeigt exakt das Stück Marsch samt Piste, in dem das Werk steht, genauer: die Gegend um Kilometer 13,842. Es geht darum, wir ahnen es bereits, die begrenzte Wahrnehmung zu thematisieren, den „gerahmten Blick“ des dahinrasenden Zeitgenossen. Die Windschutzscheibe gleicht einem Fernsehschirm, auf dem die Landschaft wie ein Film vorüberzieht. Die Wirklichkeit bleibt ausgesperrt - aber halt, hier überschreiten wir unsere Kompetenzen, der Künstler nämlich hat eine andere Interpretation parat: Wie das Fernsehen als Medium zur Distanzüberwindung zwischen Mensch und Außenwelt fungiert, dient der abgebildete Landschaftsausschnitt der Verbindung mit der Realität. Fast überflüssig zu erwähnen, daß der Aufstellung von STILL ein jahrelanges Genehmigungs-verfahren der Bundesfernstraßenverwaltung vorausging. Immerhin ist sie etwas völlig Neues, diese Kunst an der Autobahn für den Schnellgenuß. Aber wieso eigentlich nicht. Schließlich gibt es ja auch Restaurants, Klos und Kirchen direkt an unseren BABs, alles, was der Mensch halt so braucht. Warum irgendwo ankommen - der Weg ist doch das Ziel!

ch/Foto: Annette Bolz

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