Ausländische Kicker (noch) ohne Lobby

■ Seit 1993 gibt es im Fußball zwei Ausländerbeauftragte / Ausländische Vereine wollen sich zusammenschließen

Die beliebteste Sportart bei Berlins ausländischen Bürgern ist Fußball. Etwa 30.000 Ausländer jagen in einem Verein dem runden Leder nach. Doch die angeblich schönste Nebensache der Welt kann schnell zum Alptraum werden, wenn der Sportplatz als Stätte rassistischer Anfeindungen mißbraucht wird.

Um das zu verhindern, richtete der Berliner Fußball Verband (BFV) vor knapp einem Jahr die Stellen für zwei Ausländerbeauftragte ein. Seitdem bemühen sich Manfred Kursawa, gleichzeitig Vizepräsident des BFV, und Andrea Fusaro, ein seit über 30 Jahren in Berlin lebender Italiener, um die Integration der ausländischen Sportler.

In den anderen Sportarten mit hohem Ausländeranteil, Ringen und Boxen, gibt es solche Ämter nicht. Horst Lindner, längjähriger Ausländerbeauftragter des Landessportbundes (LSB), sieht dafür auch keine Notwendigkeit, weil es in diesen Sportarten bislang nicht zu rassistischen Auseinandersetzungen gekommen sei.

Bisher organisierten Fusaro und Kursawa unter anderem Freundschaftsspielen zwischen Ausländern und Deutschen und Jugendturniere. So fand im Herbst letzten Jahres beispielsweise eine Begegnung zwischen einer Verbandsliga- Auswahl und einer Mannschaft mit ausländischen Spielern statt. „Danach trafen sich noch alle Beteiligten in der Congreß-Halle, damit die sich auch mal über den Sport hinaus austauschen konnten“, betont Kursawa den gemeinschaftlichen Aspekt der Veranstaltung.

Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit legen die Ausländerbeauftragten auf die Jugendarbeit. „Die Jugendlichen sollen lernen, daß sie ihre Konflikte nicht gewaltsam lösen können“, erläutert der Vizepräsident des Fußballverbandes das Ziel.

Manfred Kursawa erinnert sich dabei an einen wenig schönen Vorfall vor etwa eineinhalb Jahren. Damals weigerten sich die Spieler einer A-Jugendmannschaft – jeweils zwischen 16 bis 18 Jahre alt – gegen ihren Gegner anzutreten, weil dort Farbige in der Mannschaft spielten.

Zusätzlich hätten die Zuschauer durch rassistische Sprüche die Situation angeheizt, erzählt Kursawa. Letztendlich spielten die beiden Mannschaften doch noch gegeneinander. Nach dem Schlußpfiff fand die Partie vor dem Sportgericht eine Fortsetzung. „Die Rädelsführer in dieser Angelegenheit erhielten Sperren bis zu einem Jahr“, erzählt Vizepräsident Kursawa als Beleg dafür, daß Ausländerfeinde im BFV keine Chance haben.

Beide Ausländerbeauftragte meinen, daß der Rassismus in ihrem Bereich nicht zugenommen habe. Während Kursawa im nächsten Jahr zwischen zehn und fünfzehn gemeinsame Veranstaltungen mit Deutschen und Ausländern durchführen möchte, ist das Fusaro nicht genug. Er möchte eine „Arbeitsgemeinschaft Internationaler Sportvereine“ gründen. „Wenn wir die ausländischen Vereine miteinander verknüpfen, dann bekommen wir mehr Kraft“, meint Fusaro.

Nach wie vor sei es ein Problem, die etwa 45 Vereine mit überwiegend ausländischen Spielern an einen gemeinsamen Tisch zu bekommen. Das sei aber nötig, wenn man wirklich die volle Gleichberechtigung aller ausländischen Spieler und Vereine erreichen wolle, sagt Andrea Fusaro und sieht noch einiges an Arbeit auf sich und seinen Mitstreiter zukommen. Thomas Nagel