Neues Leben in den Arbeiterschließfächern

■ Marzahns Herz erhält ein modernes Outfit / Wettbewerbs- Entwurf „geht respektvoll mit der DDR-Geschichte um“

Das Zentrum des Berliner Bezirks Marzahn soll attraktiver werden. Und das ohne Einsatz von Abrißbirnen. „Plattenbauten kann man nicht einfach abreißen, sondern man kann sie nur konkret ergänzen“, erklärte Ralf Schlichting, Pressesprecher der Senatsbauverwaltung, gegenüber der taz. Das wäre die preiswertere Lösung für die Aufwertung des Bezirks.

Aus diesem Grund entschied sich gestern die Jury des Wettbewerbs zur Gestaltung der Marzahner Promenade für den Entwurf von drei Berliner Architekten. In der Marzahner Promenade leben 3.500 Menschen in insgesamt 1.400 Wohnungen.

Der Beitrag von Thomas Müller, Ivan Reimann und Andreas Scholz zeichne sich besonders durch den „respektvollen Umgang mit dem städtebaulichen Erbe der DDR“ aus, hieß es in dem Jury-Urteil. Das Projekt habe mit seinen Ergänzungen große Chancen, die an Großstadtzentren gestellten Ansprüche zu erfüllen. Einen ersten Wettbewerb zur Gestaltung der Promenade gab es bereits 1979. Es entstand eine bescheidene, ein Kilometer lange Promenade mit Warenhaus, Postamt, Freizeitforum und mehreren Läden.

Zwischen dem S-Bahnhof Marzahn und der Raoul-Wallenberg- Straße sollen jetzt vor allem Gewerbe- und Bürogebäude entstehen. „Denn in Marzahn fehlen nicht Wohnungen, sondern Gewerbeflächen“, sagt Schlichting. An der Promenade werden ab 1996 ein neues Warenhaus, ein Kinozentrum, zwei Hotels und eine Markthalle gebaut. Die Struktur bleibt erhalten, so Schlichting. Die unbebauten Flächen zwischen den Wohnblöcken würden nur aufgefüllt. An der S-Bahn wird ein Karree mit Geschäften entstehen. Den Abschluß der Promenade werden Gartenanlagen rund um das Freizeitzentrum bilden. Rund 36 Hektar umfaßt das Wettbewerbsgebiet. Es gehört zu den größeren Bauprojekten in Berlin. Zum Vergleich: Allein für Daimler-Benz sind auf dem Potsdamer Platz rund 54 Hektar vorgesehen.

Mehr als die Hälfte der neuentstehenden Nutzfläche von insgesamt 120.000 Quadratmetern ist für Büros vorgesehen. Rund 37.000 Quadratmeter Verkaufsfläche werden entstehen. Der Rest wird von Dienstleistungsbetrieben genutzt. Auf jeden Fall wird nicht nur die Attraktivität des Plattenbaubezirks gesteigert, so Schlichting, sondern es entstünden auch neue Arbeitsplätze.

Die Wettbewerbsarbeiten werden in der Zeit vom 28. Februar bis zum 11. März in der Senatsbauverwaltung in der Wallstraße 27 in Berlin-Mitte ausgestellt. Olaf Bünger