Millionenbetrug im Osten

■ Sponsor des „EHC Eisbären“ soll bundesweit 570 Firmen und Privatleute um 120 Millionen Mark geprellt haben

Mit üblen Tricks wollte Norbert M. das schnelle Geld machen. Der Kaufmann und ehemalige Sponsor des Berliner Eishockey-Vereins „EHC Eisbären“ soll bundesweit rund 570 Firmen und Privatleute um schätzungsweise 120 Millionen Mark betrogen haben, erklärte gestern Staatsanwalt Rüdiger Reiff. Am Dienstag nachmittag sei der Beschuldigte am Flughafen Tegel festgenommen worden. In seinem „leichten Handgepäck“, so Kriminaloberrätin Petra Klein, hat die Polizei 50.000 Mark gefunden.

Die Masche des 31jährigen Westdeutschen war einfach, aber effektiv: Er bot Darlehen unter „konkurrenzlos günstigen Konditionen“ an, sagte Reiff. Nur auszahlen wollte der Hanauer Kaufmann die Leihsummen nicht. Von seinen Kunden verlangte der Verdächtige zehn Prozent der Kreditsumme als Anzahlung. „Die Leute haben dem Mann das Geld nachgetragen.“ Das eingezahlte Geld sollte angelegt werden und nach Ende der Laufzeit mit Gewinn an die Kunden zurückfließen. Bevorzugte Opfer waren Firmen und Privatleute aus den fünf neuen Ländern. Darlehensbetrug ist seit einiger Zeit in Ostdeutschland verbreitet, meinte Klein. Hier sei „der Wunschgedanke, schnell zu Geld zu kommen“, besonders groß.

Doch die Geprellten sind in der Regel keine Kleinanleger: 100.000 Mark war die Mindesteinlage, um ein Darlehen von zehnfacher Höhe zu erhalten. Ein besonders zahlungsfähiger Kunde hat 3,8 Millionen Mark aufgebracht. Einige der Betrogenen, so Reiff, haben sich für das Darlehen bei Banken hoch verschuldet. Der Staatsanwaltschaft sind bisher 70 Fälle bekannt. Ein Berliner Rechtsanwalt habe 500 weitere Fälle angezeigt.

Nach Angaben von Reiff konnten bisher nur 1,5 Millionen Mark sichergestellt werden. Der Verbleib des restlichen Geldes sei unbekannt. Weiteren Aufschluß erhofft sich der Staatsanwalt von den Geschäftsunterlagen, die die Polizei am Dienstag an 52 Orten in Berlin beschlagnahmt hat. Die große Anzahl der Durchsuchungen erklärt sich durch die Umtriebigkeit des Verdächtigen: Norbert M. war an insgesamt 40 Firmen beteiligt. Eine Beziehung zur Treuhand habe nicht bestanden.

Wegen schweren Betrugs muß der Verdächtige mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen, meinte der Staatsanwalt. Norbert M. sei höchstwahrscheinlich der Drahtzieher dieses großangelegten Betruges gewesen. Sechs Kreditvermittler und zwei Notare sollen an der Geldschieberei beteiligt gewesen sein. Olaf Bünger