Gelbe Säcke für ganz Hamburg

■ Duales System ist stolz auf sich / Für die Verwertung des gesammelten Mülls müssen aber noch einige Anlagen gebaut werden Von Martina Parge

Die Arbeitsgemeinschaft Duales System Hamburg (ARGE) läßt wieder von sich hören: „Seit dem 1. März ist mit dem Anschluß der Bezirke Nord und Mitte in Hamburg flächendeckend die Wertstoffsammlung im Gelben Sack eingeführt.“ Hat nun also jeder Hamburger Haushalt sein Depot für den Grünen Punkt? Fast richig. Jeder Haushalt, für den ein Gelber Sack vorgesehen ist, hat nun einen bekommen. Dies sind allerdings gerade die Hälfte aller Haushalte. Die anderen – das Stadtzentrum und alle Mehrfamilienhäuser mit mehr als drei Parteien – sollen die Luxusausstattung kriegen: den gelben Container.

Vorher müssen die ARGE-Leute aber erstmal die Wohnungsverwalter und Hausbesitzer fragen. ARGE-Geschäftsführer Ollmann appelliert: „Wir brauchen die Unterstützung der Bürger“. Mit deren Begeisterung ist es allerdings spätestens seit der Finanzkrise des Dualen Systems im Herbst nicht allzu weit her: Nur vier bis neun Kilo Müll landen pro Einwohner und Jahr in den gelben Behältnissen.

Den nach Ollmann häufigsten Vorbehalt der Hamburger, man wisse ja nicht, ob das Duale System nun tatsächlich bestehen bleibt, versucht er so zu entkräften: Er sitze zwar nicht in der Finanzabteilung und habe da auch keinen Einblick, trotzdem könne er mit „subjektiver Sicherheit“ sagen, daß es nicht noch einmal zu einem Einbruch kommen werde.

Bis alle Hamburger an das Duale System angeschlossen sein werden, dürfte es noch eine ganze Weile dauern. Erst 1998 werden nach ARGE-Kalkulation alle Grundstücksinhaber zumindest einmal angesprochen worden sein.

Der langsame Fortgang dürfte durchaus im Interesse von ARGE liegen: Um den zusätzlich eingesammelten Müll auch zur Verwertung weiterleiten zu können, müssen nämlich erstmal entsprechende Anlagen gebaut werden – hierzulande und auch in Dänemark. Bis jetzt kommt die Arbeitsgemeinschaft mit dem Müllaufkommen bestens zurecht, eigenen Aussagen zufolge. Keine Halde, keine Abschieberei. Spätestens 14 Tage nach Eingang bei den Sortierstellen sei alles wieder weg.

Ja, wirklich? „Wir haben da keinen Einblick“, sagt dazu Kai Fabig, Sprecher der Umweltbehörde. Aber: „Das kann schon sein.“

Was aber ist mit dem Müll, der nicht verwertet werden kann? Rund 25 Prozent von dem, was im Gelben Sack landet, ist „Restmüll“. Die nicht verwertbaren und immer wieder in der Kritik stehenden Mischkunststoffe, seien mit ihren vier bis sechs Prozent Anteil an der Müllmenge auf jeden Fall eine „Marginalie“. Sagt Ollmann.

Für den Sprecher der Umweltbehörde ist etwas anderes eine Marginalie: "Mein größtes Problem ist der irrsinnige Aufwand für eine Sache, die das Müllproblem nur marginal löst. Selbst wenn es dem Dualen System gelänge, alle Leichtstofffraktionen zu verwerten, würde das Müllaufkommen nur um zehn Prozent reduziert.“ Leichtstofffraktionen – so heißt das, was in den Gelben Sack kommt.

Und wie war das noch mit der Müllvermeidung? „Die Vermeidung findet schon statt“, wissen die ARGE-Sammler. Warum? „Weil der Kunststoffpreis hochgegangen ist...“