„Das geht in Ordnung!“

■ Der HSV erhielt beim 0:4 in Stuttgart eine fußballerische Lehrstunde

Der Schuldige war für Benno Möhlmann schnell gefunden. Schiedsrichter Ziller, der in der 61. Minute HSV-Libero Petre Hubschew in der 61. Minute wegen wiederholten Foulspiels die gelb-rote Karte zeigte, war nach Meinung des Hamburger Trainers ursächlich für die sonnabendliche 0:4-Niederlage seiner Mannschaft beim VfL Stuttgart. „So“, räumt Möhlmann ein, „geht der Sieg des VfB voll in Ordnung.“ Auch der mittlerweile gar nicht mehr schreckliche IVANauskas, Valdas, befand: „Stuttgart war klar besser.“ Der leicht gefrustete Jürgen Hartmann, Mittelfeldzerstörer des HSV, möchte unterdes dieses Spiel nur ganz, ganz schnell vergessen.

Bis zur 70. Minute gelang es dem norddeutschen Traditionsverein einen Treffer der Stuttgarter zu vermeiden. Mehr noch: Valdas Ivanauskas und Thomas von Heesen hatten es ihrerseits auf dem Fuß, den HSV in Front zu schießen. Doch das wäre eine Umkehrung des Spielverlaufs gewesen, fußballerisch gesprochen.

Denn: Diesmal war es der VfB Stuttgart, der so erfrischend offensiv agierte wie zuletzt die Hamburger bei ihrem Auswärtserfolg in Leverkusen. Euphorisiert wird im Spätzlelände nach nun drei Siegen in Folge nicht mehr vom VfB als Hort „verunsicherter, frustrierter Balltreter“ gelästert, sondern vielmehr vom „vergnüglichen, freudvollen Ballzauber“ fabuliert.

So waren die Fragen an die hanseatischen Fußballer auch nur der Chronistenpflicht wegen gestellt worden. Das wirkliche Interesse galt dem Mann, der den VfB aus den mentalen Niederungen der Daum-Ära wieder zu einer ansehnlich spielenden Mannschaft machte: Jürgen Röber wurde noch lange an den dritten Sieg der Schwaben im dritten Spiel unter seiner Regie bei nunmehr 10:1-Toren erinnert. Nach dem Auftritt in der ARD-Sportschau fuhr der neue VfB-Trainer kurz ins Hotel, um sich für seine Premiere im ZDF-Sportstudio fein zu machen. Auch dort gab es viel Lob für die Stuttgarter: „Zauberhaft, optimal, vorbildlich“ waren die Superlative, die auf den 40 Jahre alten Architekten des neuen schwäbischen Fußballstils niederprasselten. Besser als im Meisterjahr spiele der VfB, bemerkte Ex-Profi Buffy Ettmayer.

Auch Funktionärsrechtsaußen Mayer-Vorfelder, Präsident des VfB, zeigte sich angetan von der Vorstellung seiner Angestellten. „Wir haben den HSV so unter Druck gesetzt, da wäre früher oder später auch so ein Tor gefallen.“ Den höchsten Punktsieg des VfB Stuttgart ergaben die Kopfballtreffer von Dunga (72.) und Dubajic (73.), ein Traumtor des eingewechselten Kienle (77.) und der Schlußpunkt von Knup (81.).

kader/beag