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Eine „Visitenkarte“ des BKA im Skigepäck

■ Wie die Polizei im internen Kreis nach Bad-Kleinen-Zeugen fahndet

Berlin (taz) – Am Tag nach dem Feuergefecht von Bad Kleinen sorgte die Polizei bei einer brachialen Großrazzia in Dortmund für Aufregung. Ein Mann wurde auf dem Weg zur Arbeit verletzt, als ein Sondereinsatzkommando auf der Autobahn seinen Wagen rammte. Mindestens neun Personen nahm die Polizei fest. Die aufgeregte Aktion galt einem Pärchen, das den Observationstrupps des BKA am Donnerstag vor der verunglückten Polizeiaktion auf dem Bahnhofsgelände in Mecklenburg-Vorpommern aufgefallen war. Um wen es sich handelte und ob überhaupt ein Zusammenhang mit dem RAF-Treff bestand, war damals und ist bis heute unbekannt.

Die „polizeiinterne Fahndung“ nach den potentiell Verdächtigen geht dennoch weiter. Diese Erkenntnis verdankt die taz ausnahmsweise nicht ominösen „undichten Stellen“ im Bundeskriminalamt, sondern der „Visitenkarte“, die ein eifriger Beamter Ende Januar offenbar bei der Durchsuchung des Sportgepäcks Berliner Wintersportreisender unfreiwillig zurückließ. Das Kärtchen (siehe rechts), postkartengroß und polizeiintern verteilt, zeigt im Original die vom Bad-Kleinen-Video des BKA kopierten Konterfeis der „möglichen Zeugen“. Der Beamte, der sein „Merkblatt“ freundlicherweise in der Skitasche deponierte, kann es nun zu unserer Entlastung bei der taz zurückfordern – ehe die Staatsanwaltschaft auch noch hier reinschaut. Schließlich ist die ganze Angelegenheit „nicht pressefrei“. gero

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